Blue Card: Einwanderung von Fachkräften funktioniert nicht

11 Aug

Im August 2012 wurde EU-weit die Blue Card mit dem Ziel eingeführt, hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anwerben zu können. Nach zehn Jahren Praxistest fällt die Bilanz des Einwanderungsgesetzes ernüchternd aus. „Was eigentlich die deutsche Wirtschaft unterstützen sollte, erweist sich bei näherem Hinschauen leider als Flop“, erklärt Markus Jerger, Vorsitzender des Bundesverbandes Der Mittelstand. BVMW. Gerade einmal 70.000 Fachkräfte arbeiteten Ende 2021 dank der Blue Card in Deutschland.

Das Gesetz und der Einwanderungsprozess funktionierten einfach nicht, so Jerger. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen sei es mehr als umständlich, Arbeitskräfte nach Deutschland zu holen. Dabei gehen Deutschland inzwischen nicht nur die Fachkräfte, sondern auch generell die Arbeitskräfte aus: Zum Mangel an qualifizierten Arbeitnehmenden gesellt sich immer stärker ein Bedarf an Arbeitskräften aus praktisch allen Berufen und allen Qualifikationsebenen.

Der Mittelstandsverband fordert den Gesetzgeber daher auf, Konsequenzen aus der schleppenden Entwicklung und den mangelnden Effekten zu ziehen und die im Gesetz formulierten Anforderungen schnellstens zu vereinfachen. Nach übereinstimmenden Berechnungen würden insgesamt jährlich bis zu 400.000 Zuwanderer gebraucht, um in Anbetracht des demografischen Wandels den Arbeitsmarkt stabil zu halten.

Ein Meilenstein zur weiteren Öffnung des Arbeitsmarktes für ausländische Bewerber war bereits die Abschaffung der Vorrangprüfung sowie das Streichen der Beschränkung auf Engpassberufe oder Mangelberufe. Nun muss auch der Prozess der Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse vereinfacht werden, so der BVMW-Chef weiter. Das deutsche duale Ausbildungssystem sei europaweit und international einzigartig, mache es den ausländischen Bewerbenden aber teilweise unmöglich, einen gleichwertigen Abschluss vorzulegen. Die schwierige Anerkennung der erworbenen Abschlüsse mache eine Einwanderung nach Deutschland im Grunde für ausländische Bewerber:Innen uninteressant.

Auch für die Wirtschaft müssten die Anforderungen des Gesetzes abgeschmolzen werden, damit sich eine Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte rentiert. Aktuell ist ein Hochschulabschluss sowie ein Arbeitsplatzangebot mit einem Bruttojahresgehalt von mindestens 56.400 Euro Voraussetzung für die Blue Card. Für kleine und mittlere Unternehmen, die auch einfache Arbeitsbereiche besetzen wollen, sei das nicht zu bezahlen. Der Verbandsvorsitzende spricht sich zudem dagegen aus, fehlende Deutschkenntnisse als Hinderungsgrund aufzuführen: „Es kommt vorrangig auf die fachspezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten an, Sprachkurse könnten auch parallel zur Einarbeitung erfolgen.“

Ferner müsse sich Deutschland im Ausland bei der Anwerbung von Arbeitskräften professioneller aufstellen. Nötig seien funktionierende Auslandsvertretungen, Visastellen und Ausländerbehörden mit einfachen, schlichten und vor allem schnellen Verfahren, aber auch mehr Ausländerbehörden mit englischsprachigem Personal in Deutschland.

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