Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) hat im Rahmen der „Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie“ (DART 2030) einen konkreten Aktionsplan für die Prävention von Infektionen angemahnt. „Es ist gut und richtig, dass die Bundesregierung in der Neuauflage der Strategie die Reduktion von Infektionen an die erste Stelle setzt. Denn Prävention geht vor Behandlung. Nun müssen konkrete Handlungsstrategien für den Aktionsplan erarbeitet werden“, fordert BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll. Der BVMed-Fachbereich Nosokomiale Infektionen (FBNI) hat dazu ein Positionspapier „Infektionen vermeiden – Bewusst handeln: Antimikrobielle Resistenzen (AMR)“ vorgelegt.
Der BVMed begrüßt in dem Positionspapier die Fortführung der Antibiotika-Resistenzstrategie DART 2030 der Bundesregierung. Denn die Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen gilt als eine zentrale Herausforderung des Gesundheitswesens. Auch nosokomiale Infektionen (NI) sind eine Ursache für den notwendigen Einsatz von Antibiotika. In Deutschland erkranken nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) jährlich rund 600.000 Menschen an nosokomialen Infektionen. In Folge dieser Infektionen sterben bis zu 20.000 Menschen jährlich. Dabei gilt bis zu einem Drittel der nosokomialen Infektionen als vermeidbar: vor allem durch Prävention mit konsequenten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen, so die BVMed-Expertinnen Lena Richter und Miriam Rohloff.
Die Förderung der Entwicklung neuer Antibiotika im Rahmen von DART 2030 und der aktuellen Arzneimittel-Gesetzgebung seien wichtig. Auch die Entwicklung alternativer therapeutischer Verfahren beispielsweise zur Dekolonisierung von pathogenen Keimen können einen Beitrag leisten. „Vorrangig begrüßenswert ist jedoch, dass die Bundesregierung Prävention und damit auch die Reduktion von Infektionen an erster Stelle in der Neuauflage der Strategie nennt. Denn Prävention geht vor Behandlung. Jeder Ansatz, der das Potential hat, den sachgerechten Einsatz von Antibiotika zu fördern und somit die Gabe von Antibiotika zu verringern, und damit Antibiotikaresistenzen zu vermeiden bzw. zu vermindern oder hinauszuzögern, ist zu unterstützen“, heißt es in dem BVMed-Positionspapier.
Gezielte Präventionsstrategien fördern
Der BVMed schlägt in seinem neuen Positionspapier verschiedene Maßnahmen zur Infektionsvermeidung vor, unter anderem:
- Der Aktionsplan der Bundesregierung zu DART 2030 muss klare Vorgaben enthalten, die die Bekämpfung von Infektionen und antimikrobiellen Resistenzen zum Ziel haben.
- In die DART-Strategie sollte ein Verweis auf die KRINKO-Empfehlungen erfolgen, um der Rolle nosokomialer Infektionen gerecht zu werden. Der Einsatz von Medizintechnologien wie Einmalprodukte, beschichtete Implantate oder Monitoringsysteme kann dabei Infektionsrisiken minimieren und Infektionen reduzieren.
- Die Forschung und Innovation zur Prävention und Reduktion von nosokomialen Infektionen muss weiter vorangetrieben werden. Bei der öffentlichen Forschungsförderung ist auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie unter Einbeziehung der Medizintechnik anzustreben.
- In der aktuellen Arzneimittel-Gesetzgebung auf EU- und Bundesebene werden finanzielle Anreize für die Forschung und Entwicklung von Antibiotika gesetzt. In der kritischen Phase der Entwicklung und bis zur Zulassung neuer Therapeutika muss jedoch der Einsatz von risikominimierenden Medizintechnologien zur Prävention verstärkt werden. Diese Maßnahmen können auch über weitere Regelungen verankert werden, beispielsweise im Präventionsgesetz.
- Der Vorschlag der EU-Kommission zu einer Arzneimittelreform erkennt AMR als eine der drei größten Gesundheitsgefahren in der EU an. Der Fokus muss jedoch auch hier weniger auf der Behandlung als vielmehr der Prävention liegen.