Corona trifft vor allem kleine Unternehmen

27 Aug

Die Corona-Pandemie hat Spuren in vielen der 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland hinterlassen. Allerdings treffen die Auswirkungen der Krise den Mittelstand nicht einheitlich, sondern verschärft kleine Unternehmen. In einer neuen Studie hat KfW Research Muster der Krisenbetroffenheit bzw. einer Krisenresilienz herausgearbeitet. Wenig überraschend leiden Unternehmen mit einer bereits vor der Pandemie schwachen Bonität, unter auslandsaktiven Unternehmen und in Branchen, die sich nicht durch eine Sonderkonjunktur den Auswirkungen der Corona-Pandemie entziehen konnten.

Als entscheidende Indikatoren für die Krisenbetroffenheit oder -resilienz eines Unternehmens hat KfW Research etwaige Umsatzeinbußen und die Entwicklung der Eigenkapitalquote während der Corona-Krise herangezogen. In letzterer schlagen sich Umsatzverluste nieder, die nicht kompensiert werden können, sondern zum Verzehr der Eigenkapitalausstattung führten bzw. die Aufnahme von Krediten zur Liquiditätssicherung erforderlich machten. Eine Verschlechterung der Eigenkapitalquote wirkt sich über die akute Krisenphase hinaus negativ aus, etwa weil dies die Finanzierungsmöglichkeiten eines Unternehmens schmälert.

Insgesamt mussten im Mai 2021 noch 39 Prozent der mittelständischen Unternehmen Umsatzeinbußen verkraften. Zu Beginn der Krise im April 2020 waren es 66 Prozent. Über eine im Zuge der Corona-Pandemie gesunkene Eigenkapitalquote berichtete im Mai 2021 etwa ein Viertel (24 Prozent) der deutschen Mittelständler. Unternehmen unter 5 Beschäftigte leiden am häufigsten an den Krisenfolgen: 41 Prozent müssen nach wie vor Umsatzeinbußen hinnehmen, 24 Proeznt von ihnen berichten von einer niedrigeren Eigenkapitalquote.

Umsatzeinbußen treffen Handelsunternehmen am häufigsten (57 Prozent), Bauunternehmen mit 9 Prozent am seltensten. Die Betroffenheit im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor liegt mit 40 bzw. 38 Prozent nahezu gleich auf. Diese unterschiedlichen Betroffenheiten schlagen jedoch nur teilweise auf die Entwicklung der Eigenkapitalquoten durch, etwa weil die Unternehmen ihre laufenden mit staatlichen Zuwendungen Kosten reduzieren konnten. Auslandsaktive Mittelständler sind sowohl bezüglich der Umsatzeinbußen (46 vs. 37 Prozent) als auch der Entwicklung der Eigenkapitalquote (29 vs. 22 Prozent) schlechter durch die Corona-Krise gekommen als nur im Inland aktive Unternehmen.

Unternehmen mit bereits vor Corona schwacher Bonitätseinstufung sind ebenfalls häufiger von der Krise betroffen. Die Ratingnote sei auch ein Indikator für die Unternehmensqualität selbst, heißt es. Sie spiegele die Qualität des Managements wider, da der zurückliegende und langfristige Geschäftserfolg eines Unternehmens ohne hohe Managementqualität nicht erzielbar wäre. Ausgeprägte Management-Kompetenzen dürften dazu beigetragen haben, Lösungen für die im Zuge der Krise aufgetretenen Probleme zu identifizieren und erfolgreich umzusetzen.

Eine höhere Krisenresilienz kann auch bei Unternehmen festgestellt werden, die bereits im Vorfeld Innovations- und Digitalisierungsprojekte durchgeführt und so Kompetenzen und einen höheren Digitalisierungsgrad aufgebaut haben. Sie verzeichnen mit 22 % bzw. 20 % deutlich seltener als der Durchschnitt gesunkene Eigenkapitalquoten. „Dass digitale und innovative Mittelständler besser durch die Pandemie gekommen sind, gibt der Wirtschaftspolitik Rückenwind, nun die Weichen richtig zu stellen und verstärkt Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und Innovation sowie in Klimaschutz anzuregen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Ein wichtiger Baustein seien verlässliche Rahmensetzungen wie beispielsweise ein verlässliches und planbar steigendes CO2 Preissignal für den Klima- und Umweltschutz. Hinzu kommen finanzielle Anreize, z.B. durch Kredite gepaart mit Zuschüssen, so dass für die Breite der Unternehmen höhere Anreize zu Investitionen in Klimaschutz, Innovationen und neue Technologien entstehen. „Um gestärkt aus der Krise hervorzugehen, bedarf es außerdem wirtschaftspolitischer Maßnahmen zur Verbesserung der Krisenresilienz, zu einer noch besseren Nutzung der internationalen Verflechtungen sowie zur Stärkung der Europäischen Union.“

Vorschläge, wie dies gelingen kann, hat KfW Research in einem Positionspapier zusammengestellt, das ebenso wie die aktuelle Analyse zu Krisenbetroffenheit und -resilienz abrufbar ist