Industrie kommt organisatorisch nicht zur Ruhe

31 Aug

42 Prozent der Industrieunternehmen haben gerade eine Neuorganisation abgeschlossen, 39 Prozent befinden sich mitten im Umbau, elf Prozent planen Veränderung. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Potenzialanalyse Organisation x.0 von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut. „Wohl nie war der Transformationsdruck im verarbeitenden Gewerbe selbst für erfolgsverwöhnte Unternehmen so groß wie heute“, sagt Kris Steinberg, Head of Strategy Consulting bei Sopra Steria Next.

Digitalisierung, Kostendruck sowie harter Wettbewerb sind die wichtigsten Treiber. Mit dem Lieferkettengesetz, möglicher Homeoffice-Ausweitung und dem Einhalten von Klimazielen sind weitere Umbaumaßnahmen programmiert. Integration neuer Arbeitsmodelle wie Remote Work, Anpassen der Jobprofile für eine Industrie 4.0, Aufbrechen von Team- und Standortsilos, Veränderung der Führungskultur: Die Liste der abgeschlossenen und anstehenden Veränderungen der verarbeitenden Industrie in Deutschland ist lang.

Die Reformen betreffen nicht nur die internen Abläufe. Jedes dritte Unternehmen öffnet sich für externe Partner und weitet das Engagement in Netzwerken und Plattformen aus. Jedes fünfte baut die Organisation in Richtung einer 24/7-Erreichbarkeit für Kunden aus. Mehr als die Hälfte der befragten Managerinnen und Manager sieht speziell im härteren Wettbewerb einen Zwang zur organisatorischen Veränderung. 60 Prozent nennen den Kostendruck als Treiber.

Eine Ruhepause für den organisatorischen Wandel sei nicht in Sicht, so die Studie, auch langfristig nicht. Schocks und Entwicklungen, beispielsweise die Pandemie oder politische Konflikte, bringen Lieferketten immer wieder durcheinander. Die Unternehmen wollen und müssen sich deutlich beweglicher aufstellen. Dazu gehört, dass sie diverse Organisationsmodelle in der Schublade parat haben, auf die sie schnell zurückgreifen können. Die Entwicklung dieser Organisationsvarianten ist mit Investitionen und Risiken verbunden.

Hier profitieren Unternehmen allerdings von der Digitalisierung. Dadurch haben sie die Möglichkeit, ihre Organisation mit Hilfe sogenannter Digital Twins zu modellieren. Ein digitaler Zwilling ermöglicht die virtuelle Simulation von Prozessen, Produkten und des Zusammenspiels von Menschen. „Das wird der neue Trend beim Organisationswandel“, sagt Kris Steinberg voraus. Anhand von Datenspuren lässt sich herausfinden, wie sich beispielsweise Verarbeitungsverfahren oder Lieferprozesse zu den geringsten Kosten gestalten lassen. Betriebe wissen damit künftig im Voraus, ob organisatorische Veränderungen auch den gewünschten Effekt erzielen werden.

Die Studie Potenzialanalyse Organisation x.0 von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut gibt die Ergebnisse einer Befragung unter 221 Führungskräften wieder. Im April und Mai 2021 wurde danach gefragt, wie die Organisationen mit dem aktuellen Veränderungsdruck umgehen und wie groß ihre Bereitschaft zur Neuorganisation ist.

Quelle
Studie