Digitalisierung der zwei Geschwindigkeiten

20 Mai

Vor einer Digitalisierung der zwei Geschwindigkeiten warnte Bitkom-Präsident Achim Berg anlässlich des Digital-Gipfel-Events der Bundesregierung am 18. März. In der Corona-Pandemie habe sich der Graben zwischen digitalen Vorreitern und digitalen Nachzüglern weiter vertieft. „Wir müssen die digitalen Gräben schließen und digitale Teilhabe fördern – in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und in der Verwaltung“, sagte. Das Mittelstandsprogramm „Digital jetzt!“ müsse massiv ausgebaut werden.

Laut Bitkom hat in rund der Hälfte (47 Prozent) der Unternehmen Corona längst überfällige Digitalisierungsvorhaben angeschoben, in der anderen Hälfte (52 Prozent) wurden aber Digitalisierungsprojekte wegen Corona auf Eis gelegt. 46 Prozent sehen sich bei der Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen als Vorreiter, die andere (50 Prozent) aber als Nachzügler.
Vor diesem Hintergrund wandte sich Berg gegen ein Übermaß an Regulierung und forderte mehr Freiräume, um neue digitale Technologien entwickeln und erproben zu können.

Insbesondere Künstliche Intelligenz müsse gestärkt werden. „Deshalb muss die Bundesregierung sich für eine innovationsoffene KI-Regulierung einsetzen. Unternehmen müssen ausprobieren dürfen.“ Lediglich 8 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen KI bereits – weitere 30 Prozent planen oder diskutieren ihren Einsatz für die Zukunft, wie eine Bitkom-Studie im April 2021 ergeben hat.

Berg mahnte zugleich, das Vertrauen in digitale Technologien in der gesamten Gesellschaft zu stärken. Jeder Vierte fühlt sich digital abgehängt: 25 Prozent der Menschen in Deutschland sehen die Digitalisierung als Gefahr an. Zugleich traut sich nur die Hälfte der Bundesbürger (50 Prozent) zu, die Vertrauenswürdigkeit einer Online-Quelle einzuschätzen. „Wir werden die Digitalisierung nur zu einem Gewinn für die gesamte Gesellschaft und auch für Wirtschaft und Verwaltung machen, wenn wir alle Menschen auf dem Weg in die digitale Welt mitnehmen. Das wird so lange nicht funktionieren, wie wir in Deutschland mehr über die Risiken als über die Chancen sprechen.“

Digitale Streetworker sollten sich für benachteiligte Bevölkerungsgruppen einsetzen und allen Menschen in Deutschland ein Recht auf digitale Bildung eingeräumt werden. „Mit dem Digitalpakt für Schulen ist ein erster Schritt getan. Jetzt brauchen wir weitere Digitalpakte, mit denen wir jene Bevölkerungsgruppen zielgerichtet und sehr spezifisch erreichen, die auf dem Weg in die digitale Welt unsere Unterstützung brauchen: ältere Mitmenschen, sozial Benachteiligte, Migranten, bildungsferne Schichten.“

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