Kunden als Co-Innovatoren

18 Mai

Wer wirklich kundenzentrisch innovieren will, sollte nicht nur für Kunden und Nutzer entwickeln, sondern mit ihnen. Mit Crowd Engineering, plädiert Michael Hertwig vom Fraunhofer IAO, lassen sich Produkte effizienter und kostengünstiger entwickeln. Im Projekt RoboPORT wurde ein IT-basiertes Werkzeug – die Crowd Engineering Plattform – entwickelt, um die Hemmnisse aufzulösen.

Das so genannte Crowd Engineering bietet die Möglichkeit, die Produktentwicklung zu öffnen und Interessierte oder Anwender direkt in Innovationsprozesse einzubinden. Der Mehrwert liege klar auf der Hand, so der Entwicklungsingenieur im Competence Team Digital Engineering in einem umfänglichen Beitrag im Blog des Fraunhofere IAO: Mehr kreative und relevante Köpfe können sich mit einem Problem beschäftigen und aus ihrer authentischen Erfahrung heraus passgenaue und praxisnahe Lösungen entwickeln. „Prosumenten“ (Wortmischung aus Profession und Konsument) sehen das Produkt mit Augen des Entwicklers und des Kunden und nehmen die Anwendung in der Entwicklung vorweg.

Crowd Engineering befähigt Unternehmen dazu, viele Akteure außerhalb des eigenen Unternehmens einzubinden und so innovative Produkte schneller und kostengünstiger zu realisieren. Dennoch passiert dies recht selten. Als Gründe werden der vergleichsweise höhere Management-Aufwand und fehlende Werkzeuge zur Unterstützung der Prozesse aufgeführt. Dabei sei es in Zeiten von Online-Meetings und Videokonferenzen so einfach wie noch nie, verschiedene Fachleute zusammenzubringen und im Sinne von Open Innovation mit ins Boot zu holen.

Im Projekt RoboPORT hat Fraunhofer IAO ein IT-basiertes Werkzeug – die Crowd Engineering Plattform – entwickelt, um um dies praktisch zu erleichtern. Sie ermöglicht die Einbindung verschiedener Stakeholder im Entwicklungsprozess, eine gleichberechtigte Beteiligung aller interessierten Teilnehmer, die Wiederverwendung von Erkenntnissen und Ergebnissen aus erfolgreichen Projekten, die Unterstützung von innovativen Ansätzen in der Entwicklung, eine geeignete Toolintegration zur effektiven Innovationsrealisierung sowie den Aufbau einer Entwickler-Community.

Die Erkenntnisse wurden in einer kostenfreien Studie zusammengestellt. Die erfolgsrelevanten Aspekte:

  • Einsatz digitaler Produktentstehungsprozesse: Mit dem Einsatz von digitalen Werkzeugen in der Konstruktion, Simulation und dem Datenmanagement ist die Grundlage bereits gelegt. Es gilt nur noch, die Externen einzubinden, ob durch spezielle Plattformlösungen oder in bereits implementierte Werkzeuge.
  • Gestaltung der Entwicklungsprozesse: Klare Prozesse und Abläufe, um mit Kollegen, Lieferanten und Kunden zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren, funktionieren im Kern auch virtuell, mit leichten Anpassungen werden sie sogar richtig effektiv.
  • Konkrete Definition von angestrebten Ergebnissen aus dem Crowd Engineering: Um nutzbare Ergebnisse aus Community-basierten Prozessen zu gewinnen, müssen klare Abgrenzungen geschaffen werden. Je klarer die Aufgabe sowie relevante Schnittstellen beschrieben sind, desto besser wird das Ergebnis.
  • Einbindung einer Community: Der effektive Einsatz von Crowd Engineering benötigt fähige, motivierte Köpfe, die Wissen und Erfahrung einbringen. Dazu ist der Zugriff auf eine große Gruppe von Menschen mit unterschiedlichster Expertise nötig. Am besten werden bestehende, aktive Communities eingebunden, da so kein Aufwand für Aufbau, Pflege und Management entsteht.

Projektvorstellung: RoboPORT – Crowd-Engineering-Plattform für Robotik
Projektstudie Crowd Engineering