Ein Betriebssystem für die Fabrik

25 Sep

Wissenschaft und Industrie wollen ein Betriebssystem für die Produktion entwickeln, das eine einheitliche Einbindung von Produktionstechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) ermöglicht. FabOS soll die Erhebung von Produktionsdaten erleichtern und Künstliche Intelligenz (KI) in der Breite nutzbar machen.

Mit dieser Idee haben sich die 26 beteiligten Projektpartner beim KI-Innovationswettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie durchsetzen können. FabOS wurde neben weiteren ausgewählten Projekten am 19. September öffentlich prämiert.

Bisher hält sich die deutsche Industrie bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Produktion vor allem aus zwei Gründen zurück. Zum einen ist die Produktionstechnik darauf ausgerichtet, ihre Kernaufgabe Warenfertigung zuverlässig zu erfüllen. Daten werden meist ohne Kontext nebenbei gesammelt. Produktionsdaten nachträglich einem maschinellen Lernverfahren zugänglich zu machen ist aber sehr aufwendig

Zum anderen fürchten viele Unternehmen nicht ganz zu unrecht, unbedacht Daten für KI-Anwendungen bereitzustellen: Anbieter von Cloud- oder KI-Dienstleistungen könnten Produktionsdaten für ihre eigenen Zwecke nutzen. Plattform-Anbieter aus dem Ausland könnten sich so das einmalige Prozesswissen der deutschen Unternehmen aneignen.

Im Forschungsprojekt »FabOS« wollen deshalb 26 Projektpartner aus Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen, darunter das Fraunhofer IPA, die Produktions- und Automatisierungstechnik genauso flexibel gestalten wie IKT heute schon ist. Den Forschern schwebt eine Plattform für Werker und Datenanalytiker gleichermaßen vor, die eine offene, verteilte, echtzeitfähige und sichere IT-Architektur besitzt.

Sie soll die wandlungsfähige Automatisierung von Fabriken ermöglichen und die Grundlage eines Ökosystems für datengetriebene Dienste und KI-Anwendungen bilden. Entsprechend den Prinzipien bekannter Betriebssysteme für Computer oder Smartphones, Hardware mit Apps und Programmen zu verknüpfen, soll FabOS eine Plattform für Maschinen, Infrastruktur und KI-Dienste einer kompletten Fabrik werden.

Um zu verhindern, dass sich Industrieunternehmen von einem Hersteller abhängig machen, wollen die Forscher teilweise Open-Source-Komponenten und Ansätze von Community- und Crowdsourcing in FabOS integrieren.

Mit ihrer Idee haben sich die Wissenschaftler, die am Forschungsprojekt »FabOS« beteiligt sind, beim Innovationswettbewerb »Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme« des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) durchgesetzt. Am 1. Februar 2020 sollen die Partner die Arbeit am Forschungsprojekt FabOS aufnehmen. Drei Jahre später soll aus der Vision Wirklichkeit geworden sein. Das Projekt wird vom Projektträger DLR betreut.

Zur Pressemitteilung des Fraunhofer IPA