Erwartung an soziales Engagement von Unternehmen bleibt hoch

9 Dez

Trotz Krisen wie der Anstieg der Inflation und der Energiepreise durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine erwarten weiterhin fast 60 Prozent der deutschen Konsument:innen von Unternehmen, sich gesellschaftlich zu engagieren – ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt die repräsentative Studie „Corporate Social Mind Report“ von Wider Sense, einem Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel, und dem US-Marktforschungsunternehmen INFLUENCE|SG. 44 Prozent erwägen beim Kauf eines neuen Produkts die Folgen für die Umwelt.

Der Studie zufolge sind 58 Prozent der Befragten der Ansicht, dass sich die Anbieter*innen von Produkten und Dienstleistungen, von denen sie etwas kaufen, gesellschaftlich engagieren sollten (16 Prozent vollständige Zustimmung, 42 Prozent teilweise Zustimmung). Zudem bleibt die Forderung nach „Corporate Activism“ groß. Auf die Frage, ob Unternehmen auch eine soziale oder politische Haltung einnehmen und sich dafür aktiv einsetzen sollten, antworteten 44 Prozent mit „Ja” (9 Prozent vollständige Zustimmung, 35 Prozent teilweise Zustimmung). Zum dritten Jahr in Folge zeigt unser Forschungsbericht, dass die deutschen Verbraucher:innen eine wachsende Erwartungshaltung an die Unternehmen haben: Sie wollen ein Corporate Social Mindset sehen“, so Studieninitiator Michael Alberg-Seberich. Dieses beziehe sich auf eine Reihe spezifischer Eigenschaften, die ein Unternehmen vorweisen muss, um effektiv sozialen Wandel anzustoßen.

Die diesjährige Studie untersucht zudem die Folgen der Energiekrise auf das Kaufverhalten der Konsument*innen. Auf die Frage, wie die steigenden Energiepreise die deutschen Verbraucher*innen in ihrem Konsum beeinflusst haben, gaben 50 Prozent der Befragten an, dass sie nun vermehrt auf die Preise von Produkten achten. 30Prozent sagten, dass ein starker Einfluss besteht und sie auf weniger teure Produkte zurückgreifen müssen. Nur 17 Prozent der deutschen Verbraucher:innen kaufen noch die gleichen Produkte wie vor der Krise. Vor allem in Bezug auf nachhaltige, sozial-verträgliche Produkte haben die erhöhten Preise Folgen: 40 Prozent der Befragten gaben seit Beginn der Energiekrise weniger Geld dafür aus. Laut Studie ist die Mehrheit deutscher Konsument:innen noch immer dazu bereit, für ein Engagement von Unternehmen tiefer in die eigene Tasche zu greifen.

Infolge der Inflation und gestiegenen Energiepreise haben sich die gesellschaftlichen Themen verändert, für die sich Verbraucher*innen engagieren. Themenbereiche, die deutschen Verbraucher:innen besonders wichtig sind: 1) Tiere und Tierrechte, 2) Hunger, 3) die Bekämpfung der Klimakrise und 4) Immigration und Flüchtlingsfragen. Auf Platz 5 der Top-Antworten folgen Menschenrechte, Diskriminierung und soziale Gerechtigkeit. Im Ranking der US-amerikanischen Verbraucher*innen findet sich COVID-19, 2021 noch auf Platz 4, dieses Jahr nicht mehr. Stattdessen steigen zwei komplett neue Themen an die Spitze der amerikanischen Liste: Hunger auf Platz 1 und auf Platz 3 die Bekämpfung der Klimakrise. Ein konstanter Unterschied zu Deutschland ist die Relevanz der Waffenrechte für Verbraucher*innen in den USA.

Der Bericht „Der Corporate Social Mind Report“ ist nach 2020 zum dritten Mal erschienen.  Mit ihrer Studie wollen die Autoren Unternehmen dazu anregen, ihre Rolle in einer demokratischen Gesellschaft insgesamt zu überdenken und sich die Frage nach ihrem eigenen Corporate Social Mind zu stellen. Die quantitative Analyse wurde per Online-Umfrage Ende 2022 erhoben und ist repräsentativ (1.000 Personen aus einer bundesweit repräsentativen Stichprobe; 2.000 Personen für die USA).

Download der Studie