Fachkräfteakquise: Homeoffice wichtiger als Nachhaltigkeit

12 Dez

Jeder zweite Arbeitgeber in Deutschland investiert in ortsflexibles Arbeiten – im Volksmund Homeoffice genannt –, um Fachkräfte zu gewinnen und an sich zu binden. Ebenso viele setzen auf ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement. Deutlich weniger, 35 Prozent, werben im HR-Management mit dem Thema Nachhaltigkeit und nur 27 Prozent mit einer ausgefeilten Diversity-Strategie. Das zeigt die Studie „Managementkompass Survey Skilling“ von Sopra Steria. Ob die Maßnahmen erfolgreich sind, wissen viele Unternehmen nicht. Nur neun Prozent investieren in die Auswertung von HR-Daten.

Arbeitgeber in Deutschland investieren in sehr viele unterschiedliche Maßnahmen, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Sie wollen möglichst attraktiv für ein breites Spektrum von Mitarbeitenden sein. Konkrete Angebote wie ortsflexibles Arbeiten, Healthcare spielen eine immer größere Rolle sowie die Kommunikation in Form von Arbeitgebermarketing – beides mit dem Ziel, sich von Mitbewerbern im Rennen um die fähigsten Talente abzusetzen.

In der Außendarstellung sieht es nach einem ungleichen Kampf zwischen Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung aus. Mehr als jedes zweite Unternehmen investiert in Employer Branding. In der öffentlichen Verwaltung präsentiert sich dagegen nur jede vierte Organisation systematisch und mit Extra-Budget als Top-Arbeitgeber. Öffentliche Verwaltungen können beispielsweise mit ihrer sozialen Relevanz und Nachhaltigkeit bei Fachkräften punkten.

Bei der Arbeitgeberwahl ist für ein Drittel der Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland wichtig, ob das Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernimmt, zeigt eine Umfrage des Personaldienstleisters Randstad von 2021. Das Thema Nachhaltigkeit besetzen vor allem Banken und Versicherer, nicht nur im Vertrieb, sondern auch in den Personalabteilungen. 46 Prozent der befragten Finanzdienstleister investieren in Nachhaltigkeitsmanagement, um so Fachkräfte für sich zu gewinnen und an sich zu binden. Sie zeigen beispielsweise Präsenz auf Portalen wie goodjobs.eu, thechanger.org und jobverde.de. und werben mit Nachhaltigkeitsthemen wie „Impact Investment“ und „Social Finance“.

Es sei gut, wenn Arbeitgeber viele Anreize bieten, sagt Katja Thielemann von Sopra Steria. Künftig werde es für Personalabteilungen noch stärker darauf ankommen, personalisierte Angebote zu machen, zugeschnitten auf einzelne Personen. „Dafür müssen sie allerdings diese Bedürfnisse kennen, und dafür braucht es Daten und Analyse“, so die Beraterin. Beides fehlt in vielen Unternehmen und Behörden in Deutschland. Neun Prozent der befragten Arbeitgeber investieren auf dem Gebiet People Analytics und werten HR-Daten gezielt aus.

Die gute Nachricht für Recruiter: Jeder dritte Arbeitgeber digitalisiert HR-Prozesse und am häufigsten den Bewerbungsprozess. Die IT-Unterstützung können die Personalabteilungen gut gebrauchen, beispielsweise beim Durchsuchen von Jobportalen und sozialen Netzwerken wie LinkedIn sowie beim automatisierten Abgleich von Jobprofilen und beim Antworten auf Standardfragen, damit HR-Expertinnen und HR-Experten mehr Zeit für ihre Kernaufgaben haben.

Die Online-Befragung wurde im September 2022 von F.A.Z. Business Media | research im Auftrag des F.A.Z.-Instituts und von Sopra Steria durchgeführt. Insgesamt wurden 395 Entscheiderinnen und Entscheider aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung befragt.

Weitere Ergebnisse der Studie und Details zur Methodik