FSS – Zertifizierung im Dienst der Ernährungssicherheit

14 Sep

Der Anbau von Agrarrohstoffen darf nicht in Konflikt mit der lokalen Nahrungsmittelversorgung geraten. Diese Gefahr besteht insbesondere in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Mit dem Food Security Standard (FSS) können Unternehmen ihr Augenmerk auch auf das Menschenrecht auf Nahrung richten. Welthungerhilfe, WWF und Universität Bonn haben einen entsprechenden Baustein für Zertifizierungssysteme entwickelt.

Mit der Zunahme einer auf nachwachsende Rohstoffe ausgerichteten Wirtschaft wird immer mehr Biomasse für Energie und Industrie erzeugt. Die OECD-Leitprinzipien für nachhaltige landwirtschaftliche Lieferketten warnen vor Ernährungsunsicherheit als Folge dieser Entwicklung. Freiwillige Zertifizierungen für Exportgüter decken zwar bereits viele ökologische und soziale Faktoren in den Erzeugerländern ab. Kein Standard widmet sich aber bisher umfassend der Frage, ob die Produktion auf landwirtschaftlichen Betrieben mit dem Recht auf Nahrung der Menschen in den umliegenden Gemeinden in Einklang steht.

In einem vierjährigen Projekt haben Welthungerhilfe, WWF Deutschland und das Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn Kriterien und Indikatoren sowie die dazugehörigen Werkzeuge in Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten und etablierten Zertifizierungssystemen (ISCC, RSPO, CmiA, UTZ/Rainforest Alliance) erfolgreich getestet. Der Fokus der Pilot-Audits lag besonders auf ernährungsunsicheren Regionen in Afrika, Lateinamerika und Asien.

Mit dem FSS lässt sich etwa überprüfen, ob gesetzliche Vorgaben für Ernährungssicherheit eingehalten und Maßnahmen ergriffen werden, um den Menschen, die für das Unternehmen arbeiten, einen besseren Zugang zu angemessener Ernährung zu ermöglichen. Beim FSS wird z. B. ebenfalls betrachtet, ob die Wasserrechte der umliegenden Gemeinde respektiert werden und Beschwerdemechanismen vorhanden sind. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat die Entwicklung des Standards gefördert, um so das Angebot praxisnaher Instrumente für Unternehmen zu erweitern.

Der FSS ist so konzipiert, dass er in jeden bestehenden Nachhaltigkeitsstandard im Agrarsektor integriert werden kann und für alle landwirtschaftlichen Produkte, Betriebsgrößen und Betriebstypen anwendbar ist. Er hilft Unternehmen dabei, in ihrer Lieferkette der sozialen Verantwortung gerecht zu werden.

Auch im Rahmen des Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten (Lieferkettengesetz) wird Nachhaltigkeitszertifizierung eine wichtige Rolle spielen. Sie ermöglicht es Unternehmen, menschenrechtliche Risiken zu reduzieren, zu prüfen und Maßnahmen zu ergreifen und mit dem Food Security Standard jetzt auch weitere potenziell in der Agrarproduktion gefährdeten Menschenrechte zu schützen.

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