Homeoffice: Führungskräfte besonders gefordert

26 Mrz

In kürzester Zeit sind in Deutschland Tausende von Beschäftigten aus der gewohnten Büroumgebung ins Homeoffice gewechselt – eine sinnvolle Maßnahme im Kampf gegen das Coronavirus. Doch nicht jeder kann auf Anhieb zuhause gut arbeiten. Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag des TÜV Rheinland Beschäftigte gefragt, die derzeit im Homeoffice tätig sind. Nur rund 60 Prozent kommen damit gut zurecht, 17,5 Prozent eher schlecht und 10,3 Prozent sogar sehr schlecht.

Bei der Umstellung auf die Arbeit zu Hause sind neben technischen oder räumlichen Voraussetzungen Fragen der Arbeitsorganisation wichtig. Zudem haben Kinder im Haushalt Einfluss auf die Arbeitsqualität: 53 Prozent mit Kindern geben an, gut zu Hause arbeiten zu können. Sind keine Kinder im Haushalt, steigt diese Quote auf 62,2 Prozent.

Rund 67 Prozent der über 50-Jährigen erklärt, gut zu Hause arbeiten zu können. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es nur 30,1 Prozent – obwohl man gerade bei ihnen eine höhere Affinität zu moderner Kommunikationstechnik vermuten kann. Offenbar sind andere Aspekte wichtiger, etwa die Rolle der Jüngeren im Arbeitsleben: Auszubildende oder Trainees haben es im Homeoffice naturgemäß schwerer.

Iris Dohmen, die als Psychologin bei TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen zu betriebspsychologischen Fragestellungen berät, kennt weitere mögliche Gründe, warum Jüngeren die Arbeit zu Hause möglicherweise schwerer fällt: „Insgesamt und damit auch im Beruf fehlt es jüngeren Menschen an Erfahrung im Umgang mit ungewohnten und schwierigen Situationen. Zudem nimmt die Fähigkeit, seine Arbeit selbst zu organisieren, im Lauf der Berufstätigkeit zu – Stichwort Arbeitsorganisation und Selbstmanagement.“ Dies führe dazu, dass mehr Ältere besser eigenständig arbeiten.

Jüngere wollen und brauchen deutlich mehr Feedback. Im Homeoffice ist das schwieriger. Konsequenz nach Ansicht der Expertin: „Gerade die Führungskräfte sind in schwierigen Zeiten gefordert. Feedback in Einzelgesprächen oder Chats – wo immer möglich – ist wichtig.“ Bei solchen Gesprächen sollte es nicht nur um die Arbeitsaufgaben gehen, sondern auch um das Befinden und weitere Fragen beispielsweise die Organisation oder den Arbeitsplatz betreffend.

„Der Austausch im Team ist sehr wichtig, um die Situation der anderen kennenzulernen und den Teamspirit hoch zu halten“, so Dohmen weiter. Sind tägliche Teammeetings der Normalfall, können es in der neuen Situation möglicherweise anfangs auch zwei – jeweils vormittags und nachmittags – sein, dafür aber kürzer. Bei der Organisation des Austauschs sollte unbedingt auf die Bedürfnisse im Team eingegangen werden.

Die Befragung des Berliner Meinungsforschungsinstituts Civey fand zwischen dem 19. und 22. März 2020 statt. Befragt wurden repräsentativ 2.500 Menschen in Deutschland, die im Homeoffice arbeiten.

Quelle