Da viele Beschäftigte auch nach Ende der Pandemie von zu Hause aus arbeiten werden, rät die KKH Unternehmen, einen stärkeren Fokus auf die Gesundheit im Homeoffice zu legen und ihr betriebliches Gesundheitsmanagement den neuen Herausforderungen anzupassen. Im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse KKH hat forsa rund 1.000 versicherte Beschäftigte mit Büroarbeitsplatz befragt.
Vier von zehn Berufstätigen mit Homeoffice-Erfahrung beobachten, dass sich das Arbeiten zu Hause auf ihren Gesundheitszustand auswirkt: Während es jedem Fünften damit körperlich und geistig besser geht, hat sich bei ebenso vielen das Wohlbefinden verschlechtert. 61 Prozent der Arbeitnehmer, die ihren Bürojob schon einmal von zu Hause oder einem anderen Ort aus erledigt haben, haben überwiegend positive Erfahrungen gemacht – nur ein Fünftel negative.
Auf Platz eins der positiven Effekte sehen diejenigen, bei denen sich die heimische Büroarbeit gesundheitlich bemerkbar macht, die Stressreduktion: 34 Prozent fühlen sich weniger erschöpft und haben seltener das Gefühl, gestresst und ausgebrannt zu sein. Auf der Liste der negativen Folgen stehen Rückenschmerzen und Muskelverspannungen an erster Stelle: Bei rund jedem Dritten haben sich diese Beschwerden verschlechtert oder sind erstmals bei der mobilen Büroarbeit aufgetreten.
Dies spiegeln auch Daten von berufstätigen KKH-Versicherten wider. Im vergangenen Jahr gingen bundesweit rund 18 Prozent der Krankheitsfälle auf das Konto von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Vor der Pandemie schwankte der Anteil noch zwischen 15 und 16 Prozent. Rekordverdächtig gestiegen sind auch die Fehlzeiten wegen Rückenschmerzen & Co.: 2021 führte die KKH 24 Prozent aller Fehltage auf Erkrankungen des Bewegungsapparates zurück. In den Jahren zuvor waren es noch rund 22 bis 23 Prozent. „Ein möglicher Grund dafür sind die Arbeitsbedingungen im Homeoffice“, sagt KKH-Wirtschaftspsychologin Antje Judick. Häufig fehlen ein geeigneter Schreibtisch und Bürostuhl. Das lange Sitzen in ungesunder Haltung führt zu mehr Nacken-, Schulter- und Rückenbeschwerden.
„Auch psychische Belastungen können Verspannungen und Schmerzen auslösen“, erläutert die Expertin. Laut Umfrage schlägt tatsächlich jedem fünften Berufstätigen die Arbeit am heimischen Rechner auf die Seele. Beschwerden wie Niedergeschlagenheit oder gar Depressionen haben zugenommen. KKH-Versichertendaten zeigen darüber hinaus eine durchschnittliche Krankheitsdauer pro Fall von mittlerweile 66,5 Tagen bei depressiven Episoden und sogar von rund 92 Tagen bei wiederkehrenden Depressionen. 2017, also fünf Jahre zuvor, waren es noch rund 53 beziehungsweise 78 Tage – eine Steigerung von 26 Prozent bzw. 18 Prozent.
Sind Berufstätige antriebslos und depressiv, sind häufig Schlafprobleme die Folge. Laut KKH-Daten diagnostizieren Ärzte seit der Pandemie bei immer mehr KKH-versicherten Arbeitnehmern Schlafstörungen, die keine organische Ursache haben, sondern aufgrund von psychischem Druck und Stress entstehen können. So ist die durchschnittliche Fehlzeit pro Fall von 2019 auf 2021 um rund 12 Prozent auf fast 32 Tage geklettert. Darüber hinaus berichten 13 Prozent Umfrageteilnehmer, auf die sich die Arbeit im Homeoffice gesundheitlich auswirkt, von einer Verschlimmerung ihrer Schlafprobleme.