Viele Deutsche trauen sich im Umgang mit digitaler Technik nicht viel zu, dabei spielen Geschlecht und Einkommen eine Rolle. Die verstärkte Nutzung digitaler Geräte und Medien in den Pandemiejahren scheint das nicht grundsätzlich geändert zu haben. Das zeigt das Digitalbarometer, eine neu ins Leben gerufene repräsentative Befragung, die das Bayerische Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) gemeinsam mit dem SZ-Institut durchgeführt hat.
Zwar verwenden 92 Prozent der Einwohner Deutschlands ab 14 Jahren Smartphone, Computer oder Tablet und 91 Prozent nutzen das Internet privat. Mit dem Versenden und Empfangen von E-Mails haben sie kaum Probleme. Medizinische oder therapeutische Onlinedienstleistungen dagegen kommen nur vereinzelt zum Einsatz. Die Mehrheit sieht sich zumindest gelegentlich im Umgang mit digitalen Geräten oder dem Internet überfordert. Nur 14 Prozent behaupten, nie überfordert zu sein.
Eine digitale Kluft besteht nach wie vor zwischen Frauen und Männern, jüngeren und älteren Menschen, Personen mit höherer formaler Bildung und niedriger formaler Bildung und Personen mit höherem Einkommen und niedrigerem Einkommen. Zudem scheint die Coronapandemie in Teilen dazu beizutragen, dass sich die Unterschiede noch vertiefen. Es sind vor allem junge, gut gebildete und einkommensstarke Menschen, die digitale Geräte und Internet häufiger nutzten und angeben, in den letzten 12 Monaten ihre digitalen Fähigkeiten verbessert zu haben.
Für die erste Ausgabe des Digitalbarometers wurden repräsentative Befragungsdaten von 9.044 Personen in Deutschland ab 14 Jahren zu den Themen Nutzungsverhalten, digitale Kompetenzen, digitale Transformation der Arbeitswelt, E-Government und Künstliche Intelligenz erhoben. Bei der digitalen Kompetenz handelt es sich um einen Selbsteinschätzungstest basierend auf dem europäischen Referenzrahmen DigComp. Im Mittel erreichen die Deutschen 55 von 100 möglichen Punkten. Im grundlegendsten Kompetenzbereich Umgang mit Informationen und Daten haben 12 Prozent der Deutschen niedrige und damit unzureichende Kompetenzen.
35 Prozent der berufstätigen Deutschen äußerten, dass die Digitalisierung in ihrem Berufsumfeld zu wenig Aufmerksamkeit finde. Etwa die Hälfte sieht Defizite beim Angebot an Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Vor allem kleine und mittlere Firmen schneiden eher schlecht bei den betrachteten Digitalisierungsaspekten ab. Hier sind die durchschnittlichen selbst eingeschätzten digitalen Kompetenzen der geringer als in Großunternehmen. Die Coronapandemie verstärke diese Unterschiede tendenziell weiter, sehen doch vor allem Beschäftigte in Großunternehmen und weniger in kleinen und mittleren Firmen einen Digitalisierungsschub infolge der Pandemie.
Fazit der Studie: Um insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands langfristig zu erhalten, bedürfe es verstärkter Anstrengungen. So solle die digitale Transformation in kleinen und mittleren Unternehmen konsequent gefördert werden. Ferner müssten erhebliche Defizite im Bereich der Fort- und Weiterbildung beseitigt werden und im Hinblick auf den digitalen Wandel auch Maßnahmen zu zukunftsorientierten Anpassungsqualifizierungen ergriffen werden.