Ifo-Institut: Lieferketten internationaler gestalten

17 Jun

Die Weltwirtschaft leidet im Zuge der Corona-Pandemie unter der Verletzlichkeit der Lieferketten und der an ihnen hängenden Produktion. In der Diskussion darüber, wie dieser Gefahr entgegenzutreten ist, hat jetzt das Münchener Ifo-Institut Position bezogen. Staatliche Eingriffe in die Lieferketten und eine allgemeine Rückverlagerung von Produktion würden zu Wohlstandsverlusten führen, heißt es in einer aktuellen Veröffentlichung. Im Gegenteil sollten die Bezugsquellen der deutschen Unternehmen international vielfältiger werden.

Lisandra Flach, die Leiterin des Bereichs Außenwirtschaft im Ifo-Institut, weist darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft wie kaum eine andere von offenen Weltmärkten profitiere. Der Anteil ausländischer Wertschöpfung an den Bruttoexporte beträgt 21 Prozent. In China sind es nur rund 17 Prozent, in den USA nur rund 9 Prozent. Knapp über 30 Prozent der gesamten Wertschöpfung des Landes wird ins Ausland exportiert.

Sollte es zu einer massiven Rückverlagerung von Produktion aus dem Ausland ins Inland kommen, sieht das Ifo-Institut die Gefahr großer Einkommensverluste. Der Staat sollte sich mit Einwirkung auf die Gestaltung der Lieferketten zurückhalten. Wenn Eingriffe notwendig werden, müssten sie klaren Kriterien folgen, rechtskonform sein und den Regeln der WHO entsprechen.

Besser für die Versorgungssicherheit sei es, strategische Reserven auf nationaler oder europäischer Ebene aufzubauen. Der EU komme eine bedeutende Rolle zu, da 67 Prozent der Waren, die aus fünf oder weniger Zulieferländern bezogen werden, stammen aus anderen EU-Staaten. Der EU-Binnenmarkt müsse vertieft und die Welthandelsorganisation gestärkt werden. Defizite bei der Umsetzung des EU-Rechts und bürokratische Hürden sind zu beseitigen.

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