Kreislaufwirtschaft im Rückwärtsgang

20 Jan

Bekenntnisse zur Kreislaufwirtschaft gibt es reichlich, dieser Tage haben das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN), die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE) und der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) eine Normungsroadmap Circular Economy vorgelegt. In der Realität aber schrumpft die Kreislaufwirtschaft. Pünktlich zum Weltwirtschaftsforums in Davos zeigt der jährliche Circularity Gap Report von Circle Economy und Deloitte Group,  dass in den vergangenen Jahren ihr Anteil global auf 7,2 Prozent zurückgegangen ist. In den Jahren 2021 und 2020 waren immerhin noch 8,6 Prozent der globalen Wirtschaft zirkulär, 2019 noch 9,1 Prozent.

Die Zirkularität sinkt vor allem deshalb, weil Materialgewinnung und Materialverbrauch stetig zunehmen. Die Weltwirtschaft verschlingt immer mehr neugewonnene Materialien, heißt es in dem Bericht. In den sechs Jahren seit dem ersten Circularity Gap Report habe sie mehr entnommen und verbraucht als im gesamten 20. Jahrhundert. Die Kreislaufführung von Rohstoffen reicht nicht aus, um innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften, heißt es. Der weltweite Abbau von Rohstoffen übersteige das Bevölkerungswachstum, so auch die Unternehmensberatung Deloitte, die in diesem Jahr zum ersten Mal die Erhebung unterstützte. „Wir überschreiten bereits den Punkt, an dem der Planet einfach nicht mehr mit der Nachfrage Schritt halten kann.“

Ausschlaggebend sei es vielmehr, den Nutzen von Materialien und Stoffen zu maximieren und so den Druck auf die lebenserhaltenden Systeme des Planeten zu minimieren, fordern die Autoren. Die weltweite Ressourcenentnahme müsse um 30 Prozent verringert werden, um innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften. Die wichtigsten gesellschaftlichen Bedürfnisse wie Ernährung und Wohnen könnten mit nur 70 Prozent der Materialien befriedigt werden, die derzeit aufgewendet werden.

Im Wesentlichen kommt diese Studie zu dem Ergebnis, dass eine Circular Economy den weltweiten Materialbedarf um etwa ein Drittel senken könnte. Dies beruhe auf dem Wegfall fossiler Brennstoffe – insbesondere Kohle – und der Verringerung der Nachfrage nach Mineralien wie Sand und Kies, die hauptsächlich für den Wohnungsbau und die Infrastruktur benötigt werden. Der Bericht nennt als Schlüssel der Kreislaufwirtschaft vier Prinzipien: Weniger verwenden, länger verwenden, wiederverwenden und reinigen, wobei letzteres den Ersatz gefährlicher Stoffe durch regenerative meint, was auch der Verwendung von Sekundärrohstoffen zugutekomme.

Die Initiative Circle Economy veröffentlicht jährlich eine globale Kennzahl für Kreislaufwirtschaft, die den Zustand der Weltwirtschaft misst. Sie stütz sich auf sektorübergreifende Interessenvertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen und Regierungen, um den Jahresbericht zu erarbeiten und zu bewerten.

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