Logistikbranche: Handlungsbedarf bei Digitalisierung

29 Jun

Unter deutschen Transportunternehmen wächst die Sorge, bei der Digitalisierung den Anschluss zu verlieren. Das ist zentrales Ergebnis der Studie „Der vernetzte Truck“, die das Sozialforschungsinstitut infas im Auftrag von Continental durchgeführt hat. Der Umweltschutz gewinnt in der Transportbranche deutlich an Bedeutung. Und: Die befragten Logistiker schätzen neue Akteure im Transportgewerbe als weitere zukünftige Herausforderung ein.

Ein Großteil der Befragten gibt an, die Digitalisierung habe die Branche bereits stark verändert. Obwohl ein Teil die Chancen der Digitalisierung positiv wahrnimmt, überwiegt die Sorge, den Anschluss zu verpassen – sie ist gegenüber der Vorgängerstudie 2016 leicht gestiegen. „Die Transportbranche befindet sich inmitten eines großen Transformationsprozesses. Die Akteure beobachten, dass sich die Digitalisierung in den letzten Jahren weiter beschleunigt hat, und sehen nun Handlungsbedarf, um auch künftig gut aufgestellt zu sein“, so Gilles Mabire, Leiter des Geschäftsbereichs Commercial Vehicles and Services (CVS) bei Continental.

Unverändert kritisch stehen die Logistiker der Automatisierung im Transportgewerbe gegenüber. Zwar ist die Zahl derjenigen, die dem automatisierten Fahren besonders skeptisch bzw. besonders positiv gegenüberstehen, im Vergleich zu 2016 leicht gesunken ist. Dass im automatisierten Fahren Chancen für Branche oder Fahrer liegen, sieht allerdings nach wie vor nur eine kleine Minderheit.

Gute Nachrichten bietet die Studie für die IT- und Telematikdienstleister der Branche: Die Logistiker zeigen sich deutlich zufriedener mit der eingesetzten Software. Für Softwarelösungen etwa zur Unterstützung von Fahrern, Disponenten und Fuhrparkmanagern vergeben die Befragten durchweg bessere Noten als 2016. Die Fahrzeugvernetzung wird insbesondere für größere Flotten ein immer wichtigeres Thema. „Mit entsprechenden Softwarelösungen haben Speditionen und Fuhrparkunternehmen bereits Erfahrungen gemacht und schätzen den Effizienzgewinn, stellt Mabire fest. Der unmittelbare Nutzen überwiege im Vergleich zur entfernten Vision vom autonomen Fahren.“

Wie 2016 stehen unverändert der steigende Kostendruck sowie der Wettbewerb um gut ausgebildete Fahrer auf den ersten beiden Plätzen der Herausforderungen. Hier erwarten die Branche fast einstimmig eine weitere Verschärfung der Bedingungen. Knapp die Hälfte der Befragten fürchtet zudem, dass neue Akteure die Konkurrenzsituation im Transportgewerbe weiter verstärken.

Deutlich wichtiger geworden ist das Thema Umwelt: Im Vergleich zu 2016 verzeichnet der Umweltschutz den größten Bedeutungsgewinn. „Durch die globale Diskussion um Klimaveränderungen ist das Thema auch in der Logistik-Branche nicht mehr wegzudenken. Das Ergebnis reflektiert zudem die Maßnahmen der Politik wie etwa die EU-Gesetzgebung zur Reduktion der CO2-Emissionen beim Schwerlastverkehr, die sich auf die Branche auswirken. Die großen Fragen sind, wie stark das Thema zukünftig durch die Politik geregelt wird und wie die Logistiker agieren werden, beispielsweise was Investitionsentscheidungen angeht“, so Mabire.

Mit der Studie nimmt Continental nach 2016 zum zweiten Mal die Trends und Entwicklungen der Transportbranche in den Blick. Zwischen Februar und Mai 2020 befragte infas die erste und zweite Führungsebene kleiner, mittlerer und großer Unternehmen der deutschen Logistik- und Transportbranche, darunter Spediteure sowie Logistik- und Transportunternehmen.

Eine Übersicht über alle Ergebnisse findet sich auf der Continental-Website.