Mit Ambidextrie Risiken vermeiden

4 Nov

Durch die Umstellung auf Agilität gewinnen Organisationen zwar enorm an Anpassungsfähigkeit, gefährden aber die soziale Integration der Organisation, warnte Hans-Joachim Gergs auf dem diesjährigen RiskNET Summit 2020. Agilität und Stabilität sollten nicht als getrennte Phänomene betrachtet werden, so der Wissenschaftler, sondern als zwei sich wechselseitig bedingende Spannungspole, zwischen welchen die Unternehmensführung ausbalancieren muss..

In seinem Vortrag „Mit Ambidextrie Risiken vermeiden und nachhaltige Unternehmensentwicklung sichern“ wies der Wissenschaftler darauf hin, dass mit der Umstellung auf Agilität mehr Anpassungsfähigkeit erreicht werde. Gleichzeitig schiebe sich aber das Folgeproblem der Stabilisierung in den Vordergrund, zitiert risknet.de den Kerngedanken des Vortrags.

Mit einer Analogie aus dem Flugzeugbau skizzierte Gergs, der u.a. an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der TUM School of Business sowie der University of London forscht, diese Kunst des Ausbalancierens. Herkömmliche Unternehmen vergleich er mit klassischen Verkehrsflugzeugen, die auf ein Höchstmaß an Stabilität ausgelegt seien. Agile Unternehmen sind für ihn nach der Konstruktionslogik von Kampfflugzeugen gebaut, damit sie über eine extreme Wendigkeit bzw. Agilität verfügen. Sie werden aus diesem Grund mit maximaler Instabilität gebaut.

Um einen Absturz zu verhindern, sind mehrere Lenkbewegungen pro Sekunde notwendig
„Erst durch die fulminante Rechnerleistung des Bordcomputers wird es möglich, ein instabiles Flugzeug zu steuern und in der Luft zu halten.“, erläutert Gergs. Übertragen auf andere Organisationen stelle sich die Frage, wie Unternehmen die Re-Stabilisierung einer agilen und damit tendenziell instabilen Organisation gewährleisten können?

„Die Aufgabe der Führung ist es, dieses Spannungsverhältnis zu managen. Erfolgreiche Unternehmen balancieren zwischen Stabilität und Innovation.“ In ambidextren Organisationen kommt der Führung die wichtige neue Funktion zu, das kreative Spannungsverhältnis zwischen Innovation und Stabilität kontinuierlich auszubalancieren und aufrechtzuerhalten.

Auf RiskNET findet sich ein Video-Interview mit Dr. Hans-Joachim Gergs über den Drahltseilakt einer ambidextren Organisation.