Nachhaltigkeit für Automobilbranche ein Muss

13 Mrz

Bei der Erfüllung globaler Nachhaltigkeitsstandards sind Automobilunternehmen den Unternehmen aus anderen Branchen voraus. 62 Prozent verfügen bereits über eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie. Die Umsetzung folgt allerdings häufig noch keinem ganzheitlichen Ansatz, befindet die aktuelle Studie des Capgemini Research Institute „The Automotive Industry in the Era of Sustainability“.

So haben von den 74 Prozent der Hersteller, die eine Elektrofahrzeugstrategie verfolgen, nur 56 Prozent dies in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Die Investitions- und Umsetzungsniveaus sowie die Steuerung der Nachhaltigkeit reichen noch nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

Nachhaltigkeitsexperten schreiben der Branche im Allgemeinen zu, dass sie bei der Sicherstellung der globalen Nachhaltigkeit entweder anderen Industrien voraus (46 Prozent) oder mit ihnen gleichauf (19 Prozent) ist. Was die deutsche Autobranche angeht, denken sogar 64 Prozent der Experten, dass sie weiter ist als andere Branchen, 18 Prozent sehen sie mit anderen gleichauf. Mehr als die Hälfte der führenden Unternehmen stammt aus Deutschland (28 Prozent) und den USA (26 Prozent); in der Regel sind es große Unternehmen mit mehr als 25 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz.

Ein wesentlicher Teil der Nachhaltigkeitsprogramme ist die Reduzierung der Treibhausgasemissionen (THG). Elektrofahrzeuge haben hierauf einen positiven Einfluss. Um diesen über die gesamte Lebensdauer von Elektrofahrzeugen zu erhalten, müssen sie von erneuerbaren Energien gespeist werden. Der Capgemini-Studie zufolge planen jedoch nur 15 Prozent der Automobilhersteller die Bereitstellung einer Ladeinfrastruktur für die Stromversorgung von Elektrofahrzeugen mit erneuerbaren Energien.

Nur 32 Prozent gaben an, mit ihrer Lieferkette bereits zur Kreislaufwirtschaft beizutragen. Bei den einzelnen Initiativen der Kreislaufwirtschaft gibt es zudem große Unterschiede: 75 Prozent recyceln eine große Menge Industrieabfälle und Schrott und 71 Prozent geben Anreize für Endverbraucher, überholte Teile und Komponenten wiederzuverwenden. Nur 51 Prozent investieren in die Infrastruktur und die Fähigkeiten, alte Komponenten oder Schrott wiederzuverwerten. 36 Prozent setzen auf Partnerschaften, um Elektrofahrzeugbatterien ein zweites Leben zu ermöglichen.

Nachholbedarf gibt es auch beim Thema Unternehmensführung, denn nur 44 Prozent der Unternehmen verfügen über ein zentrales Gremium für die Überwachung von Nachhaltigkeitszielen und 45 Prozent geben ihren wichtigsten Führungskräften spezielle Ziele vor. Insgesamt haben nur 19 Prozent mindestens vier quantifizierbare Ziele für Bereiche, die sich am stärksten auf die Nachhaltigkeitsleistung auswirken (wie Abfallrecycling, Frischwasserverbrauch und ethische Arbeitsrichtlinien).

Die Studie zeigt, dass die Automobilindustrie bei ihren Investitionen einen Rückstand von 20 Prozent aufholen muss, um die internationalen Klimaziele zu erreichen. Zudem können nur 9 Prozent der analysierten Automobilunternehmen als „leistungsstarke Nachhaltigkeitsführer“ eingestuft werden, 91 Prozent haben die Reife noch nicht erreicht und 26 Prozent gelten als „Nachzügler“.

Für die Studie wurden im Zeitraum von November bis Dezember 2019 503 Führungskräfte von Automobilunternehmen aus neun Ländern befragt sowie elf Tiefeninterviews durchgeführt. Befragt wurden zudem 317 Nachhaltigkeitsexperten, darunter NGOs, Wissenschaftler und Aufsichtsbehörden, ergänzt durch neun Tiefeninterviews.

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