Die Digitalisierung der Geschäftsmodelle im industriellen Mittelstand in Deutschland entwickelt sich weiterhin zäh. Jedes zweite Unternehmen bietet noch keine digitalen Zusatzdienstleistungen abseits der Fertigungsprodukte an; das zeigt die Studie Branchenkompass Manufacturing 2020 im Auftrag von Sopra Steria und F.A.Z.-Institut.
46 Prozent der befragten Unternehmen haben digitale Leistungen in ihre Produktpalette aufgenommen. Dazu gehört beispielsweise das Freischalten von Zusatzfunktionen bei Maschinen gegen Entgelt oder Datenanalysen als Service für Kunden, um deren Fertigungsprozesse zu verbessern. Wenig verbreitet, aber als lukrativ angesehen sind Pay-per-Use-Geschäftsmodelle. Dank Digitalisierung können Unternehmen so beispielsweise Überkapazitäten von Maschinenparks über Onlineplattformen vermarkten oder zu vertretbaren Kosten Auftragsarbeiten übernehmen.
Für zwei von drei Unternehmensentscheidern sind digitale Services jedoch ein Zukunftsthema. Jedes dritte Unternehmen will bis 2022 neben seinen Kernprodukten digitale Leistungen in die Produktpalette aufnehmen. Immerhin ist das lukrative Dienstleistungsgeschäft für den industriellen Mittelstand kein Neuland. Drei Viertel der befragten Unternehmen verkaufen seit Jahren beispielsweise maßgeschneiderte Komponenten als Dienstleistung abseits ihrer Standardproduktion, oder sie bieten gegen Bezahlung ihre Expertise bei der Qualitätssicherung an.
In Unternehmen, die noch keine digitalen Services anbieten, bremsen die klassischen Faktoren. Die befragten Entscheider nennen vor allem Sicherheitsbedenken (75 Prozent) bei der Entwicklung digitaler Services. Daneben spielen fehlendes Know-how der Mitarbeiter (70 Prozent) sowie hohe Investitionskosten (69 Prozent) eine Rolle. 60 Prozent verweisen auf ein fehlendes Datenmanagement, das sie an der Entwicklung digitaler Services hindere.
Neben den digitalen Services gewinnen digitale Marktplätze und Orte für Kooperationen an Relevanz. Jeder dritte Befragte sagt, dass digitale Plattformen für seine eigene Branche schon heute wichtig sind. Weitere 48 Prozent sehen darin ein relevantes Zukunftsthema.