PwC-Studie: Finanzierungslücken bremsen Digitalisierung in Krankenhäusern

14 Nov

Deutsche Krankenhäuser haben nach wie vor einen hohen Aufholbedarf bei der Digitalisierung, können aber die damit einhergehenden Kosten über weite Strecken nicht selbst tragen. Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) in ihrer aktuellen Studie „Digitalisierung im Krankenhaus – Kosten und Nutzen in Theorie und Praxis“.

Ein zentrales Problem: Förderprogramme unterstützen oft keine ganzheitliche Digitalisierung, sondern lediglich die „Elektrifizierung“ analoger Prozesse. Hinzu kommt, dass Krankenhäuser die laufenden Betriebskosten von Digitalisierungsprojekten nach der Anschubfinanzierung häufig nicht mehr stemmen können. „Die Digitalisierungslücken in den Krankenhäusern sind eine klare Folge der dualen Krankenhausfinanzierung. Das System ist schlichtweg nicht geeignet, um Digitalisierungsprojekte zu realisieren“, sagt Jörg Asma,Partner, Digitalisierung und Sicherheit Healthcare bei PwC Deutschland.

Um ein möglichst präzises Bild der aktuellen Situation zu zeichnen, wurden für die Studie Tiefeninterviews mit (IT-)Führungskräften aus acht Krankenhäusern mit einer umfangreichen Literaturanalyse kombiniert. Begleitet wurde die Untersuchung von einem Panel von Expert:innen aus Krankenhausmanagement und IT-Leitung. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, Methodik und Ergebnisse fortlaufend zu diskutieren und zu prüfen, um einen engen Praxisbezug und die Relevanz sowie Validität der Untersuchung sicherzustellen.

Ein grundlegender Faktor für die erschwerten Finanzierungsbedingungen bei der Digitalisierung ist den Untersuchungen zufolge die duale Krankenhausfinanzierung. Dabei werden Krankenhäuser sowohl aus öffentlichen Mitteln (z. B. über die Krankenkassen) als auch aus eigenen Einnahmen (z. B. durch Privatversicherungen oder Selbstzahlende) finanziert. Die daraus resultierende Fragmentierung hat zur Folge, dass Krankenhäuser das komplexe Zusammenspiel aus Anfangsinvestition, Betriebs- und Weiterentwicklungskosten kaum abbilden können.

Während die Literaturanalyse im Zuge der Studie eine relativ klare Vorstellung der Digitalisierungskosten ergeben hat, ist der Nutzen bisher kaum quantifizierbar. Auf Basis des bisher nur gering ausgeprägten digitalen Reifegrades vieler Krankenhäuser können kaum belastbare Aussagen über Kosteneinsparungen oder andere monetäre Mehrwerte getroffen werden. Prinzipiell ist mit weniger Fehlern, zufriedeneren Patient:innen sowie Mitarbeitenden und besserer Behandlungsqualität zu rechnen. Mit Blick auf den einzelnen Behandlungsfall ist jedoch eher davon auszugehen, dass die Digitalisierung die Kosten für die stationäre Versorgung erhöhen wird.

Die Mehrwerte der Digitalisierung im Krankenhaussektor sind den befragten Expert:innen zufolge primär qualitativer Natur. Die Herausforderung liegt demnach künftig darin, dieser Qualitätssteigerung auch positive Kosteneffekte gegenüberzustellen, um die Digitalisierung nachhaltig voranzutreiben.

Quelle
Download der Studie