Risikoblindheit bei Entscheidern

24 Jul

Unternehmen bewerten ihre Finanzlage oft im Vergleich mit anderen Markteilnehmern der gleichen Branche oder im Vergleich zu vorigen Geschäftsjahren und adaptieren dementsprechend ihre Endscheidungen. Eine aktuelle Studie von Christian Schumacher, Wirtschaftsuniversität Wien, zeigt jetzt, dass die Persönlichkeit von CEOs bei diesen Evaluationsprozessen eine wesentliche Rolle spielt. Übertriebenes Selbstbewusstsein könne rationalen Entscheidungen im Weg stehen.

Zur Performancemessung und -evaluation nutzen Unternehmen unter anderem den internen und externen Vergleich – mit den Geschäftszahlen der Vorjahre sowie jenen der Mitbewerberinnen und Mitbewerber. Christian Schumacher vom Institute for International Business der WU Wien: „Im nächsten Schritt stellt sich die Frage, wie CEOs mit diesem Vergleich, also dem positiven oder negativen Feedback auf ihre aktuelle Finanzlage, umgehen. Genau an diesem Punkt setzt unsere Studie an: Wir wollten wissen, wie sich das Selbstbewusstsein bzw. übertriebenes Selbstbewusstsein der CEOs auf deren Interpretation der Ergebnisse auswirkt. In der wissenschaftlichen Literatur gilt dieses Persönlichkeitsmerkmal als ein entscheidender Faktor bei Führungspersönlichkeiten.“

In ihrer quantitativen Studie untersuchten die StudienautorInnen alle Unternehmen im S&P1500 Index, der die 1.500 größten amerikanischen börsennotierten Unternehmen beinhaltet, in der Zeit von 1992 bis 2014. Dabei zeigte sich, dass übermäßig selbstbewusste CEOs ihre finanzielle Situation optimistischer einschätzen als ihre Kolleginnen und Kollegen und so viel schwächer auf externes sowie internes Feedback reagieren. „Obwohl die finanzielle Situation im Unternehmen möglicherweise sehr schlecht ist und eine Änderung in der Firmenstrategie verlangen würden, interpretieren diese CEOs die prekäre Situation viel positiver und reagieren erst viel später mit einer Änderung – was selbstverständlich verheerende Folgen für das Unternehmen haben kann“, so Schumacher.

In einer zusätzlichen Analyse stellte sich heraus, dass weibliche CEOs generell weniger verzerrte Wahrnehmung der finanziellen Situation haben und stärker auf Feedback reagieren. „Frauen sind seltener übertrieben selbstbewusst was ihre eigenen Fähigkeiten betrifft, das spiegelt sich auch in unserer Studie wider“, so Schumacher. „Diese akkuratere Einschätzung der eigenen Fähigkeiten führt dazu, dass Frauen viel stärker auf Feedback von anderen Unternehmen und eigenes ‚historisches Feedback‘ reagieren.

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