Auch die nachhaltige Wirtschaft leidet unter den hohen Rohstoff- und Energiepreisen, Fachkräftemangel und Störungen in den Lieferketten. Gleichzeitig wollen die Unternehmen weiter in die ökologische Transformation investieren – und das noch schneller als zuvor. Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW) hat unter seinen Mitgliedsunternehmen eine Umfrage über aktuelle Herausforderungen durchgeführt.
Rund die Hälfte der fast 200 teilnehmenden Mitgliedsunternehmen gaben an, dass die hohen Energie- und Rohstoffpreise eine der größten derzeitigen Herausforderungen sind. Etwa ein Viertel der Unternehmen machten den Fachkräftemangel als ein Problem aus, während Steuerbelastungen, Infrastrukturprobleme und die Auswirkungen der Corona-Krise keine akute Rolle mehr spielen.
Die Differenzierung nach der Zahl der Mitarbeitenden ermöglicht einen detaillierten Blick auf die Ergebnisse. Es wird deutlich, dass besonders die Unternehmen ab 15 Mitarbeitenden unter den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen leiden. Doch anstatt sich darauf zu verlassen, dass die Preise für fossile Brennstoffe wieder sinken, planen rund die Hälfte eine Ausweitung ihrer Investitionen in die ökologische Transformation. Dies ist besonders bemerkenswert, da die BNW-Mitgliedsunternehmen bereits heute auf einem hohen Nachhaltigkeits-Niveau wirtschaften.
Bei den Unternehmen unter 15 Mitarbeitenden wird deutlich, dass ihnen die Kombination der verschiedenen Krisen mehr zu schaffen macht als einzelne Aspekte. So geben die Unternehmen in fast gleichen Teilen die Problemfelder gestiegene Rohstoff- und Energiepreise, Fachkräftemangel und fehlende Nachfrage an. Es zeigt sich, dass sich derzeit die multiplen Krisen gegenseitig verstärken, beispielsweise weil die gestiegenen Preise zu fehlender Nachfrage führen.
„Kleine und mittlere Unternehmen werden in den Debatten viel zu oft vergessen. Dabei machen sie einen Großteil der deutschen Unternehmen aus und sind für knapp 60 Prozent aller Arbeitsplätze verantwortlich. Die Politik muss ihnen in der Krise genauso zur Seite stehen wie den großen Industrieunternehmen“, macht BNW-Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter klar.
Von der Politik erwarten die Unternehmen vor allem die Etablierung eines Level-Playing-Fields. Das zentrale Element ist dafür ist die Einführung von wahren Preisen bzw. die Internalisierung externer Kosten sowie der Abbau klimaschädlicher Subventionen. Darüber hinaus erhoffen die BNW-Mitglieder steuerliche Erleichterungen für nachhaltige Wirtschaftsunternehmen.
Dr. Katharina Reuter: „Es kann doch nicht sein, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen teurer produzieren müssen als die ‚konventionelle‘ Konkurrenz, nur weil sie die sozialen und ökologischen Kosten ihres Handelns einpreisen, während es die Konkurrenz auf die Gesellschaft umlegt. Wenn wir die sozial-ökologische Transformation der gesamten Wirtschaft wollen, müssen wir genau hier ansetzen und ein Level-Playing-Field für die nachhaltige Wirtschaft schaffen!“
Ein klareres und konsequenteres Vorgehen der Bundesregierung gegen den Fachkräftemangel, eine stärkere Unterstützung des Mittelstands in Klima- und Umweltschutzmaßnahmen und eine konsequente Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien in der öffentlichen Beschaffung würde darüber hinaus in der Krise Abhilfe schaffen und zugleich langfristig die Qualität des Wirtschaftsstandorts Deutschland stärken, gaben die Unternehmen an.
Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier