Innovationslandschaften im transatlantischen Vergleich

22 Dez

Die Innovationsbedingungen in Deutschland sind im Durchschnitt der Bundesländer vergleichsweise gut. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), das in Zusammenarbeit mit Instituten aus Kanada, den USA und Italien IW Indikatoren ausgewertet hat, die die Innovationswettbewerbsfähigkeit von 96 Regionen in Kanada, Deutschland, Italien und den USA in drei Kategorien kennzeichnen: Wissensgesellschaft, Globalisierung und Innovationskapazität.

Demnach sind im Mittel die deutschen Regionen insgesamt führend, gefolgt von den USA, Italien und Kanada. Insgesamt lässt sich feststellen, dass es in allen vier untersuchten Ländern ausgeprägte regionale Stärken und Schwächen gibt. In Deutschland hat der Süden die Nase vorn, während der Osten mit Ausnahme Berlins und der Norden einen gewissen Nachholbedarf haben.

Betrachtet man alle 96 Regionen, so liegt Baden-Württemberg hinter Massachusetts und Kalifornien auf dem dritten Platz, Berlin auf dem vierten, Hamburg auf dem sechsten und Bayern auf dem siebten. Schaut man sich die einzelnen Länder und Indikatoren genauer an, so erzielt Baden-Württemberg sehr gute Ergebnisse bei den Kapazitäten. Gemessen am BIP wird ein sehr hoher Anteil in Forschung und Entwicklung (FuE) investiert, es werden viele Patente angemeldet und auch die CO2-Effizienz ist hoch.

Bayern ist stark in der Globalisierung und hat einen hohen Anteil an Hightech-Exporten. Berlin und Hamburg liegen im Bereich Wissen vorn. Es gibt viele wissenschaftlich-technische Beschäftigte und der Anteil hochqualifizierter Zugewanderter an der Gesamtbevölkerung ist hoch. Die Ergebnisse der Stadtstaaten müssen allerdings relativiert werden: Die direkten, eher ländlich geprägten Nachbarländer Brandenburg und Schleswig-Holstein schneiden eher im Mittelfeld ab.

Deutschland dürfe sich aber keineswegs auf seinen guten Ergebnissen ausruhen, so das IW. Das gelte auch für die Spitzenregionen im Süden. Denn mit dem demografischen Wandel, der Digitalisierung, der Dekarbonisierung und der De-Globalisierung steht das Geschäftsmodell deutscher Unternehmen vor besonderen Herausforderungen.

Um diese zu meistern und resilienter zu werden, sind mehr Innovationen erforderlich. 77 Prozent der Erwerbstätigen in den Tätigkeitsfeldern FuE haben eine MINT-Qualifikation. Bereits heute fehlen über 300.000 MINT-Kräfte in Deutschland und für eine Erhöhung der FuE-Ausgaben auf 3,5 Prozent des BIP würden rund 50.000 zusätzliche MINT-Arbeitskräfte benötigt. Große Sorgen bereitet vor allem der Nachwuchs an qualifizierten Ingenieur:innen oder Expert:innen in der Informatik. Die Zahl der Studienanfänger:innen in den MINT-Fächern ist von rund 200.000 im Jahr 2016 auf 170.000 im Jahr 2021 stark gesunken. Auch für die Zukunft droht ein Rückgang des Fachkräftenachwuchses. So schneiden die Schüler:innen bei Tests zu mathematischen oder Lesekompetenzen schlechter ab als früher. Ungleichheit und Bildungsarmut nehmen zu.

Aus dem Innovationsindex und den Unternehmensbefragungen ergeben sich laut IW politische Empfehlungen: Die Investitionen in Bildung sollten deutlich erhöht werden, wobei die Schwerpunkte auf der Stärkung der Bildungschancen und den MINT-Qualifikationen liegen sollten. Die Zuwanderung von Hochqualifizierten aus dem Ausland muss erhöht werden. Dazu bedarf es besserer Regelungen und schnellerer Bürokratie. Deutschland muss dazu ein besserer Investitionsstandort werden, um mehr Direktinvestitionen aus dem Ausland anzuziehen. Um die Rahmenbedingungen für die Forschung zu verbessern, sollte ferner die steuerliche Forschungsprämie erhöht und in die digitale Infrastruktur mehr investiert werden.

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