UBA zur ISO 14068-1: Standard zur Klimaneutralität mit Schwächen

4 Mrz

Immer mehr Unternehmen bezeichnen sich oder ihre Produkte als klimaneutral. Gleichzeitig wächst in der Öffentlichkeit die Aufmerksamkeit gegenüber Grünfärberei. Auf diesem Hintergrund hat die Internationale Standard Organisation (ISO) Ende 2023 eine erste Norm zu Carbon Neutrality veröffentlicht. Sie richtet sich an Akteure, die Treibhausgasneutralität für eine Organisation oder ein Produkt erreichen wollen und sich dies zertifizieren lassen. In einem Factsheet wirft das ⁠Umweltbundesamt (UBA)⁠ einen Blick auf die ISO 14068-1, beschreibt den Hintergrund und den Inhalt der Norm und bewertet sie aus klimapolitischer Sicht.

Das Factsheet würdigt durchaus, dass die Norm zu einem besseren Verständnis treibhausgasneutraler Organisationen und Produkten beitragen kann. Es weist aber auch auf die erheblichen Schwächen hin, da die Norm Aussagen zur Treibhausgasneutralität bei hohen fossilen CO2-Emissionen, mangelnder Umweltintegrität von ⁠Treibhausgas⁠-Entnahmen sowie unvollständigem Ausschluss von Doppelzählungen zulässt. Unternehmen, die glaubwürdig mit Treibhausgasneutralität werben wollen, müssten daher mehr tun, als die Anforderungen der ISO 14068-1 zu erfüllen, so das UBA. Vielmehr müssten sie ihre Treibhausgasemissionen konsequent im Einklang mit den internationalen Klimazielen verringern und aktiv negative Auswirkungen von Treibhausgasentnahmen verhindern.

Gerichte, die über Abmahnungen und Klagen von Treibhausgas-Neutralitätsaussagen zu entscheiden haben, sollten ihr Urteil nicht nur darauf stützen, ob die Anforderungen der ISO 14068-1 erfüllt werden. Die EU und Deutschland sollten rechtliche Regelungen verabschieden, um missverständliche Aussagen zur Treibhausgasneutralität zu verbieten.

Die kommende EU-Richtlinie zur Stärkung der Verbraucher (Empowering Consumers Directive) und die geplante EU-Richtlinie zu expliziten Umweltaussagen (Green Claims Directive) schaffen hierzu den rechtlichen Rahmen. Schließlich sollte auch die ISO schnellstmöglich die Norm zur Treibhausgasneutralität überarbeiten und deren Schwächen beseitigen.

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