Deutsche Unternehmen bleiben bei globalen Lieferketten

13 Aug

Der Nutzen der globalen Verknüpfung von Produktionsprozessen über Wertschöpfungsketten scheint für die deutsche Wirtschaft größer als die Risiken. Nur wenige Unternehmen in Deutschland setzen trotz Corona-Pandemie auf neue nationale Lieferketten und wollen die globale Beschaffung ersetzen. Das geht aus einer ifo-Studie für die Konrad-Adenauer-Stiftung hervor.

Von 5 000 befragten Unternehmen will nur jedes zehnte vermehrt auf heimische Lieferketten setzen. „Viele Firmen planen stattdessen, ihre Lagerhaltung auszubauen und die Anzahl ihrer Zulieferer zu erhöhen“, sagt Lisandra Flach, Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft. Dieser Trend ziehe sich durch alle Wirtschaftssektoren. Großunternehmen setzen auf eine größere Anzahl an Zulieferern, während kleine und mittelständische Unternehmen mehr Lagerhaltung planen. Ihnen fällt eine Diversifizierung ihrer Lieferbeziehungen schwer, da es mit erhöhtem Aufwand verbunden ist, Geschäftsbeziehungen mit mehreren ausländischen Zulieferern aufzubauen und zu koordinieren.

In der Industrie wollen 44 Prozent der Unternehmen ihre Beschaffung ändern. „Industrieunternehmen geben häufiger an, ihre Beschaffungsstrategie zu verändern, wenn sie von Materialmangel betroffen sind“, sagt Flach. Beim Großhandel liegt der Wert bei 35 Prozent, im Einzelhandel sind es nur 27 Prozent. Im Dienstleistungssektor planen lediglich 10 Prozent der Unternehmen eine andere Beschaffungsstrategie.

Die Studie ergab auch, dass eine Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland oder ins nahe gelegene Ausland zu Wohlstandsverlusten führen würde. „Bei einer Rückverlagerung könnte die reale Wirtschaftsleistung Deutschlands um fast 10 Prozent zurückgehen“, sagt Flach. Gleiches gilt für die Rückverlagerung der Produktion zu europäischen Nachbarn. In diesem Fall würde die deutsche Wirtschaftsleistung um 4,2 Prozent sinken.

Die Wertschöpfungsketten innerhalb der EU spielen aus deutscher Perspektive mit Abstand die wichtigste Rolle. Auch geopolitisch kommt der EU eine entscheidende Rolle für Deutschland zu. Die deutsche Wirtschaft allein ist als Zulieferer für China und die USA weniger bedeutend. Betrachtet man die EU aber als Ganzes, ist sie für China wie die USA der wichtigste Zulieferer von Zwischenprodukten.

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