Die Digitalisierung in den Beschaffungsorganisationen der mittelständischen Unternehmen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz stockt oder schreitet nur langsam voranschreitet. Das besagt die Studie „Einkaufsbarometer Mittelstand 2021“ von Onventis, der BME und die ESB Business School. Die Ergebnisse zeigen nach Aussage der Studienautoren, dass der Einkauf digitaler werden muss, um Nachhaltigkeitsziele umsetzen zu können.
Seit dem Start des Einkaufsbarometers im Jahr 2019 hat der Digitalisierungsgrad keine signifikanten Sprünge erlebt. Gerade im Einkauf sei die digitale Transformation von Prozessen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Sourcing über Bestellungen bis hin zur Rechnungsverarbeitung – essenziell. Das schafft neben Kostenoptimierungen vor allem eins: einen Zeitgewinn. Nur so können Beschaffungsorganisationen als Wertetreiber fungieren. Denn neben der täglichen Arbeit an operativen und strategischen Einkaufsprozessen, den Maßnahmen zur Risikominimierung und Versorgungssicherheit stehe die Umsetzung von Megatrends wie Nachhaltigkeit auf der Agenda von Beschaffungsteams.
Notwendige Bedingungen dafür sind optimal ineinanderlaufende, digitale sowie automatisierte Prozesse. „Dass der Mittelstand nach wie vor hinterherhinkt, kann zum Problem werden. Denn mehr und mehr rücken sowohl sozialverantwortliches Handeln als auch Nachhaltigkeit in den Fokus der Wirtschaft. Damit erhöht sich der Digitalisierungsdruck“, erklärt Prof. Dr. Kämpf, Leiter der Studie und Dozent an der ESB Business School. Das Angebot an ausgereiften E-Procurement-Tools ist inzwischen vielfältig. Alle Unternehmen sehen großen Digitalisierungsbedarf im Lieferantenmanagement. Viele Unternehmen forcieren die Umsetzung von Sustainability und benötigen dafür die digitalen Strukturen.
Im letzten Jahr konnten zahlreiche Beschaffungsorganisationen nur auf Sicht fahren und nicht langfristig planen. Die Lieferketten vieler Unternehmen wurden unterbrochen, Lieferfristen konnten nicht eingehalten werden und gleichzeitig musste die Versorgung sichergestellt sein. Das erforderte Ad-hoc-Maßnahmen, die teilweise noch immer eine Rolle spielen, langsam auslaufen oder langfristig relevant bleiben. Ähnlich wie 2020 gibt die Mehrheit aller befragten Unternehmen an, im nächsten Jahr vor allem die Versorgungssicherheit priorisieren zu wollen. Außerdem spielen Kostensenkung, Risikomanagement sowie die Optimierung der Supply Chain weiterhin eine wichtige Rolle für Beschaffungsorganisationen.
Wenn das Lieferkettengesetz in Kraft tritt, müssen Unternehmen nachweisen, dass sie ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind. Dazu muss das Lieferantenmanagement bzw. die Qualifizierung von Lieferanten angepasst oder erst eingeführt werden. Um die damit verbundenen Prozesse einfach und effizient abzubilden, werden digitale Tools wie E-Procurement- oder Lieferanten-Monitoring-Systeme eingesetzt. Darauf setzt aber nur die Minderheit der befragten Unternehmen. Viele mittelständische Großunternehmen geben (41 Prozent) an, Lieferanten mittels eines Fragebogens per E-Mail zu qualifizieren. 40 Prozent der KMUs qualifizieren ihre Lieferanten bisher gar nicht.
Bereits zum dritten Mal baten Onventis, der BME und die ESB Business School mittelständische Unternehmen um eine Einschätzung zum Status quo im Einkauf. An der Umfrage, die erstmals in der gesamten DACH-Region von März bis Juni 2021 durchgeführt wurde, beteiligten sich insgesamt 240 Einkaufsverantwortliche – darunter 57 Prozent Entscheidungsträger.