ESG-Berichterstattung häufig mangelhaft

10 Jul

Die ESG-Berichterstattung der Unternehmen aus DAX und MDAX zeigt markante Schwächen. Das ist ein Ergebnis des ESG-Monitors 2020 von cometis und KOHORTEN, in dessen Zentrum Qualitätsfragen der ESG-Berichterstattung standen.

ESG-Kriterien sind Standards in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, die allerdings nicht verbindlich definiert sind. Die Studie untersuchte die Nachhaltigkeitsberichterstattung von 87 berichtspflichtigen DAX- und MDAX-Unternehmen zum Geschäftsjahr 2018. Danach wird ESG vor allem als Möglichkeit gesehen, ein gutes Image aufzubauen. Der Bezug zur Geschäftstätigkeit ist oft gering. Investoren können aus der Berichterstattung nichtfinanzielle Risiken von Unternehmen nur schwer identifizieren.

Fortschritte zeigen sich bei den ESG-Strukturen innerhalb der Unternehmen. Viele haben spezielle ESG-Gremien geschaffen und neue Berichtslinien definiert. Die Analyse bestätigte, dass Berichtsstandards mittlerweile oft etabliert sind und externe Prüfer eingebunden werden.
Jedoch wird kaum kommuniziert, inwieweit frühere ESG-Ziele erreicht wurden. Mögliche Kontroversen oder Dilemmata, wie zum Beispiel Probleme mit der Kontrolle von Lieferketten, bleiben in den Berichten oft unerwähnt.

Auch die Governance-Strukturen stellen die Berichte häufig nur unzureichend dar. Wie wichtig eine gute Governance ist, zeigt aktuell der Fall Wirecard. Der Bericht dieses Unternehmens belegt in der Studie den drittletzten Rang.

Bei der Angabe quantifizierbarer Daten bestehen oft große Defizite. So liefern nur zwei Drittel (67 Prozent) der Berichte absolute Zahlen zum CO2-Ausstoß und nur rund ein Fünftel zur Inklusion (22 Prozent) sowie zur Angemessenheit von Löhnen und Gehältern (17 Prozent. Unvorteilhafte Daten verschweigen die Unternehmen, statt Probleme und mögliche Lösungen transparent zu machen.

Von den 87 Unternehmen veröffentlichten 33 einen separaten nichtfinanziellen Bericht, 28 eine nichtfinanzielle Erklärung im Geschäftsbericht und 26 beide Varianten. Die Integration von ESG-Informationen in den Geschäftsbericht ist unzureichend. Darin werden wenige ESG-Themen angesprochen oder nur diffus beleuchtet. Die separat veröffentlichten nichtfinanziellen Berichte (durchschnittlich 51 von 91 möglichen Punkten) überzeugten mehr als die nichtfinanziellen Erklärungen mit durchschnittlich 33 von 91 möglichen Punkten.

Bei den separaten Nachhaltigkeitsberichten aus DAX und MDAX glänzt die Deutsche Wohnen mit den besten Inhalten knapp vor Gesamtsieger Merck. Dagegen konnten Münchener Rück und Telefónica Deutschland mit der Gestaltung ihrer Berichte überzeugen. Bei den integrierten Nachhaltigkeitserklärungen aus DAX und MDAX hieß der Inhalts-Sieger BASF.

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