Manager in Deutschland bescheinigen sich gerne eine hohe Moral, handeln aber oft nicht entsprechend. Das ist das Ergebnis der aktuellen „Führungskräftebefragung 2019“, die die Wertekommission und der Technischen Universität München jährlich durchführen. 545 Führungskräfte überwiegend aus der mittleren und oberen Managementebene gaben Auskunft. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen erklärte, aufgeflogene Verstöße gegen Ethik und Moral würden meistens nicht sanktioniert.
Nur jeder vierte Manager denkt danach häufig über moralische Fragen nach. Jede fünfte gibt zu, nur teilweise oder gar nicht nach moralischen Überzeugungen zu handeln. Vertrauen und Verantwortung werden auch in der Untersuchung 2019 als wichtigste Werte herausgestellt. Anders als früher gilt aber Vertrauen gegenüber der individuellen Verantwortung als wichtigerer Wert. Erst danach folgen Integrität, Respekt, Nachhaltigkeit und Mut. Die Reihenfolge ist seit Jahren unverändert.
Die Studie wollte vor allem herausfinden, welche Bedingungen in einem Unternehmen verantwortungsvolles Handeln fördern oder behindern. „Obwohl der Großteil der befragten Führungskräfte dem eigenen Unternehmen eine ethische Kultur bescheinigt, zeigt sich, dass die ethische Infrastruktur in manchen Unternehmen ausbaufähig ist“, heißt es in der Erhebung. Wertebewusstes und ethisches Verhalten müsse nachdrücklich eingefordert und unterstützt werden, so die Autoren der Studie. Vor allem Nachhaltigkeit werde in einem zu geringen Maße als persönlicher Kernwert genannt.
Fast jede zweite Führungskraft glaubt, es sei in den Unternehmen nur eingeschränkt möglich, Regelverstöße und unethisches Verhalten aufzudecken. Das Risiko unethischen Verhaltens steige jedoch, wenn Normverletzungen ohne Konsequenzen bleiben. Die Einhaltung oder Verletzung ethischer Standards habe eine wichtige Signalwirkung für die Mitarbeiter eines Unternehmens.