Das lückenlose Managen von Risiken entlang der gesamten Lieferkette ist bisher nur in wenigen Unternehmen fest verankert. Häufig gibt es keine eigene Organisationseinheit für „Supply Chain Risk Management“ (SCRM). Mit Risiken beschäftigt man sich eher nebenbei – oder anscheinend gar nicht. Das sind zentrale Ergebnisse einer empirischen Studie, die der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und die Hochschule Fulda in Kooperation mit RiskNET und der avedos GRC GmbH durchgeführt hat.
Es gibt danach durchaus Firmen, deren „Radar“ zur Krisenabwehr bereits sehr gut funktioniert. Die Studie zeigt aber auch, dass nur gut ein Viertel der befragten Unternehmen eine Pandemie als Risiko für das eigene Geschäft berücksichtigt. Ebenfalls nur ein geringer Teil entwickelte bisher Maßnahmenpläne zur Absicherung der eigenen Supply Chains. „Die existenzielle Bedeutung des SCRM für die erfolgreiche Krisenbewältigung wird noch nicht von allen Firmen gleichermaßen erkannt. Sie sehen in Supply Chain Risk Management häufig nur eine Unterfunktion etablierter Bereiche wie Logistik, Einkauf oder Beschaffung“, betonte Carsten Knauer, BME-Leiter Sektion Logistik/SCM.
Viele Unternehmen hätten bis heute den Mehrwert nicht erkannt, den ein wirksames Risiko- und damit auch Chancenmanagement bietet, so Frank Romeike, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Kompetenzportals RiskNET, in seinem Vorwort. „Wenn die Erkenntnis da ist, ist es häufig zu spät. Wer seine Chancen erkennen und nutzen will, muss unabdingbar auch seine Risiken managen.“
Die BME-Logistikumfrage „Digitalisierung in Supply Chains“ wurde im Zeitraum 19. Mai bis 30. Juni 2020 durchgeführt. Angesprochen wurden 214 Supply Chain Manager und Führungskräfte aus Industrie, Handel und Dienstleistung. Die meisten Teilnehmer kamen aus den Bereichen Maschinenbau, Pharma- und Chemie sowie aus der Lager- und Transportbranche. Die Durchführung der Studie wurde vom Kompetenzportal RiskNET sowie der avedos GRC GmbH unterstützt.