Supply Chains: Von Covid-19 kalt erwischt

1 Sep

Vier von fünf Unternehmen melden Probleme mit Lieferverzögerungen in der Covid-19-Krise, weil sie auf das Szenario einer Pandemie nur mangelhaft vorbereitet waren. Weniger als 30 Prozent berücksichtigten eine Pandemie als eigenständiges Risikoszenario, wie die aktuelle BME-Logistikumfrage 2020 „Risikomanagement in Supply Chains“ zeigt.

In den Risikoplänen der meisten Unternehmen kam das Thema nicht vor. Auch von der Minderheit, die sich mit dem Thema Pandemie beschäftigte, hatte nur jedes vierte Unternehmen Maßnahmenpläne für die eigenen Supply Chains entwickelt. Dabei sei diese Pandemie durchaus unvorhersehbar gewesen.

Die Unternehmen hätten auf ein solches Ausmaß vorbereiten können. „Allein im 21. Jahrhundert gab es bereits eine Vielzahl von Epidemien und auch Pandemien“, so BME-Logistikexperte Carsten Knauer. Dazu zählten beispielsweise die weltweite Grippewelle 2017/2018, die Vogelgrippe 2004 oder SARS 2002/2003. 2012 habe das Bundesinnenministerium unter Federführung des Robert-Koch-Instituts das Szenario „Pandemie durch Virus Modi-SARS“ untersucht, das mit der aktuellen Situation weitgehend übereinstimmt.

Was können Unternehmen tun, um nicht nochmals von derartigen Ereignissen überrascht zu werden? Thomas Möllers, Leiter Logistik, Zoll und Außenwirtschaft in einem deutschen Industrieunternehmen, erklärt in einem der zur BME-Logistikumfrage begleitend durchgeführten Experteninterviews, Risiken würden wegen der Flexibilität von Einkauf und Logistik durch das Top-Management nicht als bedeutsam wahrgenommen werden. Es herrsche die Meinung vor, Einkauf und Logistik bekämen das schon hin.

Das Risikomanagement sollte zukünftig eine höhere Transparenz bis in die Tier-n-Stufen aufweisen, schlussfolgert die Studie. Lieferanten müssten bis tief in die weit verzweigten Lieferketten hinein bekannt sein, sodass man das Risiko von Lieferausfällen besser abschätzen könne. Gleichzeitig sollten Lieferanten vermehrt aus unterschiedlichen Regionen kommen.

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