Werte statt Wachstum

4 Okt

„Statt auf Wachstum müssen wir auf Werte setzen!“ Diesen Merksatz von BASF-Vorständin Saori Dubourg nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 30. Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquiums (AWK) mit auf den Heimweg. Anspruch der Veranstalter war es, mit dem AWK’21 eine Wertediskussion in der Produktionstechnik zu entfachen. Die Frage, wie Unternehmen durch nachhaltige und resiliente Produktion ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern können, zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung.

Als Auslöser für die Produktionswende sehen die vier führenden Köpfe der Aachener Produktionstechnik, die Professoren Thomas Bergs, Christian Brecher, Robert Schmitt und Günther Schuh, neben der aktuellen gesellschaftlichen Wertediskussion auch die Veränderungen am Kapitalmarkt – von einer rein finanziellen Betrachtung der Produktivität hin zu einer stärkeren Orientierung an der Nachhaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen sowie der dazugehörigen Herstellungsprozesse. Als wichtigsten Befähiger dieser Produktionswende nennen sie das Internet of Production: die durchgängige Digitalisierung und Vernetzung von Maschinen und Anlagen innerhalb der Produktions- und Wertschöpfungskette.

Wie dies in der Praxis funktionieren kann, zeigten Referentinnen und Referenten, die mit ihren Unternehmen einen Teil dieses Weges bereits erfolgreich gegangen sind: Katja Windt von der SMS Group referierte über den Weg zur dekarbonisierten Stahlproduktion. Sie ging beispielhaft auf die Zusammenhänge zwischen einer Senkung der CO2-Emissionen durch Wasserstofftechnologie und der Digitalisierung von Hochofenprozessen ein, die in neue, hybride Geschäftsmodelle münden können.

Zu den Potenzialen neuer verbesserter Antriebskonzepte in der Luftfahrt sprach Lars Wagner, COO der MTU Aero Engines AG. Mit dem Ziel, herkömmliche Triebwerkmodelle wie auch neue, brennstoffzellenbasierte Antriebe fertigen zu können, stellte er einen Ausschnitt aus der Digitalisierungsstrategie des Unternehmens vor – von KI-gestützter Simulation bis zur Predictive Maintenance. Saori Dubourg, Mitglied des Vorstands der BASF SE, erklärte, nicht zuletzt aufgrund gestiegener Kundenanfragen müsse Nachhaltigkeit „das neue Normal“ werden. Die Nachfrage der Märkte, aber auch politische Randbedingungen wie der European Green Deal werden den Trend beschleunigen und Unternehmen über kurz oder lang zur Transformation bewegen.

Die Nachhaltigkeit von Herstellungsprozessketten werde zur essentiellen Bewertungsgröße, hieß es. Lösungsansätze sahen die Aachener Forschenden wie auch die Vortragenden in den Digitaltechnologien zur Vernetzung wie Edge Cloud und 5G-Mobilfunktechnologie, in künstlicher Intelligenz und dem digitalen Zwilling von Produkt und Produktion. Diese Technologien sind bereits im Einsatz und ihre Weiterentwicklung erfährt hohe Aufmerksamkeit in der Produktionsforschung.

Mehr als 1400 Fach- und Führungskräfte aus der produzierenden Industrie waren zum traditionellen Netzwerktreffen nach Aachen gekommen: In zwei mal zwei parallelen Vortragssessionen ging es um die Ergebnisse angewandter Forschung und ihre Umsetzung in der Produktion. Jede umfasste mehrere Vorträge zu den Themen „Architektur einer vernetzten, adaptiven Produktion“, „Der Digitale Zwilling im Production Cycle“, „Data Sciences in Production“ sowie „Sustainable Productivity“.

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