Erhöhte Frequenz, großangelegt, präzise: Cyberangriffe besitzen mittlerweile das Potenzial, nicht nur enorme wirtschaftliche Schäden zu verursachen, sondern ebenso politische Spannungen hervorzurufen. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Cyber Security Reports, für den Deloitte und das Institut für Demoskopie Allensbach mehr als 400 Führungskräfte aus Unternehmen sowie über 100 Abgeordnete aus den Landtagen, dem Bundestag und dem Europaparlament zum Stand der Cyber-Sicherheit in Deutschland befragt haben.
Angesichts steigender Anzahl und Komplexität der Cyber-Angriffe verschärft sich die Bedrohungslage weiter. Politik und Wirtschaft schätzen sie als hoch ein. Als größtes Cyber-Risiko für die Bevölkerung gilt Datenbetrug im Internet: 77 Prozent bewerten das als großes Cyber-Risiko, ein neuer Höchstwert. Auf der Gefährdungsliste folgen Computerviren und Schadsoftware mit 76 Prozent. Im Wahljahr steigt auch das Risiko digitaler Wahlmanipulation: Beschleunigt durch die Corona-Pandemie verlagert sich der Wahlkampf teilweise ins Netz. Entsprechend groß ist die Sorge um die Manipulation der öffentlichen Meinung durch Fake News. 75 Prozent der Entscheidungsträger sehen hier große Gefahren.
Nach wie vor zeigt sich eine positive Grundhaltung gegenüber sozialen Medien. Die meisten Führungskräfte mittlerer und großer Unternehmen (58 Prozent) und die Mehrheit der befragten Abgeordneten (60 Prozent) sehen darin eher Chancen als Risiken. Gleichzeitig wächst die kritische Haltung gegenüber dem zunehmenden Einfluss sozialer Medien auf die politische Meinungsbildung. Für 55 Prozent der Abgeordneten überwiegen in sozialen Medien die Risiken für die Demokratie (2019: 50 Prozent).
15 Prozent der Wirtschaftsführer berichten , dass ihre Unternehmen bereits Opfer eines Shitstorms geworden sind. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind große Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitenden: 22 Prozent hatten mindestens einen solchen Vorfall in der Vergangenheit. Trotzdem verfolgen nur 55 Prozent aller befragten Unternehmen systematisch, was in entsprechenden Medien über sie berichtet wird. Bei Unternehmen, die in sozialen Medien eher Risiken als Chancen sehen, ist dies unterdurchschnittlich häufig der Fall (40 Prozent).
Die Frage nach der digitalen Souveränität des Standorts Deutschland treibt sowohl die Wirtschaft als auch die Politik um. Die große Mehrheit der Befragten hält es für die Cyber-Sicherheit in Deutschland für notwendig, dass wichtige Schlüsseltechnologien für die Digitalisierung und Vernetzung von deutschen oder europäischen Unternehmen hergestellt werden. Damit soll eine größere Unabhängigkeit im Bereich der Schlüsseltechnologien sichergestellt werden. Dies gaben 82 Prozent der Führungskräfte aus der Wirtschaft und 93 Prozent der Abgeordneten an – eine Steigerung um elf Prozentpunkte unter den Wirtschaftsführern und um vier Prozentpunkte unter den Abgeordneten gegenüber 2019.
Erheblicher Nachholbedarf besteht nach wie vor bei der Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und Wirtschaft. Knapp 80 Prozent der Abgeordneten und der Wirtschaftsvertreter sind der Meinung, der Austausch sei nicht ausreichend. Die Wirtschaft sieht ihre Bedürfnisse durch die Politik im Bereich der Cyber-Sicherheit nur ungenügend berücksichtigt: Das geben gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) an. Fast drei Viertel der Wirtschaftsführer (71 Prozent) fordern eine stärkere Zentralisierung staatlicher Stellen beim Thema Cyber-Sicherheit.