Industrie 4.0 ist mehr als die intelligente Vernetzung und Digitalisierung der Produktion durch Technologien wie Analytics, KI oder das IoT. Als 4. industrielle Revolution verändert der Transformationsprozess Unternehmen, Arbeitswelt und Gesellschaft. Für die Unternehmen spielt weltweit neben Wertschöpfung und Wachstum zunehmend auch Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung eine immer größere Rolle, so die neue Industrie-4.0-Studie von Deloitte.
In der Studie „The Fourth Industrial Revolution. At the intersection of readiness and responsibility“ hat Deloitte weltweit über 2000 C-Level-Führungskräfte befragt, 125 aus deutschen Unternehmen. Weltweit erkennen Firmenlenker zunehmend, dass ihre Unternehmen nicht nur gegenüber den Anteilseignern, sondern auch gegenüber Mitarbeitern, Kunden und der Gesellschaft ihrer Verantwortung gerecht werden müssen, um weiter erfolgreich wirtschaften zu können.
Die Studie zeigt, dass Führungskräfte nach dem Fachkräftemangel (61 Prozent) die Themen Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit (54 Prozent) als die drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen ansehen. Deutschen Firmenchefs macht allerdings das Thema Digitalisierung der Lieferketten (56 Prozent) Prozent mehr Sorgen als Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit (41 Prozent).
Unternehmen müssen effektive, ganzheitliche Strategien entwickeln, um die Vorteile der Industrie-4.0-Technologien für langfristiges Wachstum zu nutzen. Laut Studie sind von den befragten Unternehmen die mit einer effektiven Industrie-4.0-Strategie wirtschaftlich erfolgreicher. 18 Prozent von ihnen wuchsen im vergangenen Jahr um 20 Prozent oder mehr. Ähnliches schafften nur 3 Prozent der Unternehmen ohne entsprechende Strategie.
Hinsichtlich der Strategie bestehe noch erheblicher Nachholbedarf: Nur 10 Prozent der Befragten gaben an, ihre Unternehmen verfolgten eine umfassende Industrie-4.0-Strategie. Zwei Drittel haben keine definierte Industrie-4.0-Strategie (21 Prozent) oder verfolgen lediglich Ad-hoc-Ansätze zur punktuellen Umsetzung (47 Prozent).
Deutsche Unternehmen hier stark zurück: Nach eigener Angabe verfügen 41 Prozent über keine Industrie-4.0-Strategie – fast doppelt so viele wie im internationalen Vergleich. Auch die Erwartungen deutscher Führungskräfte unterscheiden sich teils erheblich von ihren internationalen Kollegen. 80 Prozent streben vorrangig mehr Umsatz an (global 59 Prozent), 43 Prozent erwarten ein verbessertes Risk Management (Global 27 Prozent) und 42 Prozent versprechen sich Kostensenkungen (Global 29 Prozent).
Nur für 6 Prozent der deutschen C-Level-Führungskräfte liegt der Fokus darauf, auch einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen – international gesehen verfolgen dieses Ziel immerhin 23 Prozent der Befragten.
In anderen Bereichen liegen deutsche Unternehmen vorne: So geben 96 Prozent an, ihre Verantwortung für den Schutz von Kundendaten wahrzunehmen (global 62 Prozent). 95 Prozent behaupten, eine Unternehmenskultur etabliert zu haben, bei der unterschiedliche Stimmen in der Entscheidungsfindung zur Geltung kommen; dies ist nur bei 58 Prozent der internationalen Unternehmen der Fall.
Bei der Nennung der für ihr Unternehmen wichtigsten Industrie.4.0-Technologien liegt weltweit das Internet of Things an der Spitze, gefolgt von Künstlicher Intelligenz, Cloud und Big Data Analytics. Auffällig ist aber, dass deutsche Führungskräfte mit Blick auf Wertschöpfung und Kostensenkung deren Bedeutung höher einschätzen als der weltweite Wettbewerb:
- IoT: Deutschland 98 Prozent / global 72 Prozent
- KI: Deutschland 79 Prozent vs. Global 68 Prozent
- Cloud: Deutschland 86 Prozent vs. Global 64 Prozent
- Big Data Analytics: Deutschland 77 Prozent vs. Global 54 Prozent
Viele Unternehmen begreifen Technologie noch immer nicht als Werkzeug des Fortschritts, sondern nur als Mittel, um ihr bestehendes Geschäft gegen den Verlust von Wettbewerbsvorteilen abzusichern. Vor allem in Deutschland hat das höchste Priorität (86 Prozent). Nur 23 Prozent von ihnen streben an, mit ihren Unternehmen selbst zu Disruptoren in ihrer Branche zu werden.